Nach dem Anschlag bei Moskau kursierten in den sozialen Netzwerken schnell Bilder von den vermeintlichen Tätern – und entpuppten sich als falsch. Auch für einige Schuldzuweisungen gibt es keine echten Belege. Neue Berichte über die Suche der russischen Sicherheitsbehörden nach einer Reihe von Männern aus Inguschetien, die des tödlichen Terroranschlags in Moskau verdächtigt werden”, schrieb der auf der Kurzmitteilungsplattform X reichweitenstarke Account Visegrád 24 kurze Zeit nach dem Angriff auf eine Konzerthalle bei Moskau. Dazu postete der Account fünf Bilder von Männern, nach denen angeblich gefahndet werde. Doch das ist falsch. Wie eine Bilderrückwärtssuche zeigt, kursieren die Bilder der Männer bereits deutlich länger im Netz. So wurde in einem Telegramkanal des russischen staatlichen Senders Dagestan bereits vier der Bilder samt Steckbriefen von zwei Männern gepostet. Dazu heißt es: “Gesucht wegen der Begehung mehrerer bewaffneter Angriffe auf Polizeibeamte der Republik Inguschetien zwischen dem 26. März und dem 5. April 2023.” Zudem wird in dem Post nach Hinweisen gebeten. Anfang März wiederum lassen sich mehrere russische Medienberichte finden, in denen ebenfalls Bilder der Männer zu finden sind. Dort steht, dass insgesamt sechs Militante in Inguschetien eliminiert worden seien. Dabei handelte es sich demnach um die auf den Bildern zu sehenden Männern. Laut den Berichten standen sie auf der Fahndungsliste wegen Mordes an drei Mitarbeitern des Innenministeriums. Die Männer, nach denen angeblich im Zusammenhang mit den Anschlägen in Moskau gesucht werden, sind demnach bereits Anfang März getötet worden. Viele X-Accounts posteten unmittelbar nach dem Anschlag den Personalausweis eines Mannes, der angeblich vom russischen Geheimdienst FSB noch am Tatort identifiziert und festgenommen wurde. Der Mann hieße demnach Samuel Hydenko und sei ein mutmaßlicher Offizier des ukrainischen Geheimdienstes. Auf dem Ausweis ist unter anderem eine ukrainische Flagge zu sehen. Doch auch dabei handelte es sich um eine Falschmeldung.Bei dem Mann auf dem Foto handelt es sich um den US-amerikanischen Comedian Samuel Whitcom Hyde. Dass manipulierte Bilder von ihm nach Anschlägen verbreitet werden, ist fast schon eine makabere Tradition. So wurden auch nach dem Amoklauf in München, dem Attentat in Manchester oder der Amokfahrt in Münster Bilder von Hyde verbreitet mit der Behauptung, dass es sich dabei um den mutmaßlichen Täter handele – oft in Form eines angeblichen Personalausweises, bei dem je nach Land des Anschlags seine Nationalität und der Name angepasst wurde, um es glaubwürdiger erscheinen zu lassen. Das Nummernschild eines weißen Vans wurde für einige pro-russische Kanäle zum falschen Beleg einer angeblichen ukrainischen Täterschaft. Denn dieser Van mit angeblich ukrainischem Nummernschild habe in der Nähe der Konzerthalle geparkt. Allerdings ist auf dem vermeintlichen Beweisvideo gar nicht das ganze Nummernschild des Minibusses zu sehen.Bei genauem Hinsehen ist zu erkennen, dass die linke Hälfte des Nummernschildes unkenntlich gemacht wurde. Dadurch ist die Flagge und das Länderkürzel nicht zu sehen. Auf anderen Videos ist die linke Hälfte jedoch nicht geblurrt und gut zu erkennen. Darauf zu sehen ist die belarusische Flagge sowie das Länderkürzel BY, das Länderkennzeichen für Belarus.Auch die Reihenfolge der Nummern und Zahlen auf dem Kennzeichen folgt dem belarusischen System aus vier Ziffern, gefolgt von zwei Buchstaben, einem Bindestrich und einer Ziffer. Aktuelle Nummernschilder aus der Ukraine bestehen hingegen aus zwei Buchstaben für den Zulassungsbezirk, gefolgt von vier Ziffern und zwei Buchstaben.

via tagesschau faktenfinder: Anschlag bei Moskau Falsche Bilder und vorschnelle Anschuldigungen