Im Henstedt-Ulzburg-Prozess um die Autoattacke auf Teilnehmer*innen einer Kundgebung gegen die AfD hat sich ein damaliger Begleiter des Angeklagten von der Tat zu distanzieren versucht. Je länger er befragt wird, desto klarer wird jedoch: Ganz so harmlos, wie er tut, ist der Zeuge nicht – und sein angeblich schlechtes Gedächtnis mitunter nur vorgeschoben. So groß sind die Erinnerungslücken, auf die sich der Zeuge beruft, dass Richterin Maja Brommann schließlich besorgt nachfragt: ob der junge Mann eine Krankheit habe? Ein Drogenproblem? Irgendetwas, was diese immense Vergesslichkeit erklären könnte? „Nicht, dass ich wüsste“, antwortet der 22-Jährige. Es ist eine Antwort, die er an diesem Donnerstag weder zum ersten noch zum letzten Mal zum Besten geben wird. Der leicht untersetzte Mann mit viel braunem Bart und Haupthaar war dabei, als sein Freund, das damalige AfD-Mitglied Melvin S., mit einem tonnenschweren Pick-up gezielt Teilnehmer*innen einer Kundgebung gegen die Rechtsaußenpartei angefahren und schwer verletzt haben soll. Vor fast genau drei Jahren war das, in Henstedt-Ulzburg, einer schleswig-holsteinischen Gemeinde vor den Toren Hamburgs. Seit drei Monaten muss sich Melvin S. deshalb vor der Jugendstrafkammer des Kieler Landgerichts verantworten. Die Staatsanwaltschaft wirft dem heute ebenfalls 22-Jährigen versuchten Totschlag vor. (…)

via endstation rechts: HENSTEDT-ULZBURG-PROZESS Ungereimtheiten und Erinnerungslücken