In Bayern erstarken neben der CSU die Freien Wähler und die AfD. Zugleich werden die Grünen immer öfter attackiert. Im Freistaat findet eine für westdeutsche Verhältnisse ungewohnte Radikalisierung statt, kommentiert Markus Decker. Vor ein paar Tagen schritt in Neu-Ulm einer zur Tat. Ein 44‑jähriger Mann – offenbar alkoholisiert und der „Querdenker“-Szene angehörend – warf einen Stein auf Katharina Schulze und Ludwig Hartmann, die grünen Spitzenkandidaten bei der bayerischen Landtagswahl. Dabei ist der Angriff nur die Spitze des Eisbergs. Bei einer Kundgebung mit dem grünen Bundesland­wirtschafts­minister Cem Özdemir in Hart am Chiemsee wurden Steine nicht geworfen, aber in aller Öffent­lichkeit an einem Stand zum Wurf angeboten. Von den täglichen verbalen Attacken ganz zu schweigen. Bayerns Grüne fürchten sich längst, ihren Wahlkampf so zu führen, wie sie es früher taten – ungeschützt. Nun führt kein direkter Weg vom Steinewerfer von Neu-Ulm zur CSU oder den Freien Wählern, ein indirekter aber schon. So sagte Ministerpräsident Markus Söder (CSU): „Die Grünen passen nicht zu Bayern.“ Das klingt ausgrenzend und ist genau so gemeint. Sein Stellvertreter Hubert Aiwanger (Freie Wähler) erklärte angesichts des Heizungsstreits, die Bürger müssten sich „die Demokratie zurückholen“ – ganz so, als habe ein von den Grünen angeführter Staatsstreich stattgefunden. All das wird unter der gewohnt krachledernen bayerischen Bierzeltkultur abgebucht. Doch da gehört es nicht hin. In Wahrheit findet in Bayern eine für westdeutsche Verhältnisse ungewohnte Radikalisierung statt. Es herrschen politisch ostdeutsche Verhältnisse.

via rnd: Rechtsdrall, Hass und Hetze: In Bayern herrschen ostdeutsche Verhältnisse