n Eigentlich soll das Transparenzregister helfen, fragwürdige Geldströme offenzulegen. Doch Firmen werden über die Recherchen von Journalisten teils vorab informiert. Aktivisten zeigen sich alarmiert. Die deutschen Behörden informieren Firmeneigentümer seit mehr als zwei Jahren darüber, wenn Journalisten oder Aktivisten über ihre Firmen Erkundigungen beim Transparenzregister einholen. Nach SPIEGEL-Informationen haben im Jahr 2021 Unternehmen 247 Anträge auf Auskunft über mögliche Rechercheanfragen gestellt, in 119 Fällen haben die Behörden die gewünschten Informationen tatsächlich übermittelt. 2022 waren es bereits 309 Anträge und 176 Weitergaben. Christian Mihr, Geschäftsführer von »Reporter ohne Grenzen«, sieht darin eine Gefahr für unabhängige Recherchen: Denn selbst wenn diese Auskünfte anonym gegeben würden, sei es für das Unternehmen »potenziell nachverfolgbar, um welchen Journalisten oder welche Journalistin es sich handelt«. Das gelte insbesondere dann, »wenn bekannt ist, dass der Kollege oder die Kollegin in der Vergangenheit schon zu dem Unternehmen gearbeitet hat«. (…) Die Möglichkeit, Eigentümern Informationen über Anfragen zu übermitteln, war bereits in der fünften Antigeldwäsche-Richtlinie der EU aus dem Jahr 2018 enthalten, doch nur wenige Länder hatten sie umgesetzt. In Deutschland hatten die Fraktionen von CDU, SPD und FDP unter anderem auf Druck von Wirtschafts-Lobbyverbänden für die Aufnahme dieses Verfahrens im Gesetz gestimmt. Seither erfahren Firmeneigentümer, dass zu ihnen recherchiert wird – allerdings nicht, von wem genau.
via spiegel: »Gefahr für unabhängige Recherchen« Deutsche Behörden informieren Firmen über Journalistenanfrage