Wie stark ist die Brandmauer der CDU zur AfD? Diese Frage führt auch zum Kreisverband Bautzen, wo viele den scharfen Kurs von Parteichef Friedrich Merz nicht verstehen. In Sachsen wird häufig und gern gegen die Regierung demonstriert, aber selbst dort ist es eine Besonderheit, dass jemand wie Maik Weise dabei ist. Weise ist nämlich nicht nur seit einigen Wochen Veranstaltungsleiter bei den sogenannten Montagsdemonstrationen in der ostsächsischen Kleinstadt Kamenz. Er ist auch stellvertretender Bürgermeister der Stadt und Mitglied im Bautzner CDU-Kreisverband. Seit anderthalb Jahren läuft der Rechtsanwalt und Kommunalpolitiker Weise bei den wöchentlichen Protesten auf dem Kamenzer Markt mit.  Bei den Wutdemos geht es gegen vieles: gegen Corona-Maßnahmen, gegen Panzerlieferungen in die Ukraine, oft aber auch einfach allgemein um Frust auf die Politik. Symbole der CDU sind dort nicht zu sehen, stattdessen Fahnen der rechtsextremen Partei Freie Sachsen, Russland-Flaggen und Plakate, so wie kürzlich jenes, auf dem der Satz stand: “Wir fordern Nürnberg 2.0.” Maik Weise stand direkt neben diesem Plakat auf einer Demonstration Ende Januar. Wenn man ihn danach fragt, gibt er sich ahnungslos. “Das habe ich nicht bewusst gesehen”, sagt er, und dass er das Plakat nicht in Ordnung finde. Und noch dies schiebt er hinterher: “Ich denke, dass man über eine Verantwortlichkeit von Politikern reden muss, aber nicht mit diesem Spruch.” Erst vor Kurzem erschien Weises Name auch unter einem offenen Brief gegen Panzerlieferungen an die Ukraine. Unter den Unterzeichnern finden sich wichtige Figuren aus dem extrem rechten Spektrum Sachsens. Weise, einer der Erstunterzeichner, stand da in einer Reihe mit AfD-Politikern wie Karsten Hilse, auch die Freien Sachsen haben unterschrieben und der Querdenker-Wortführer Bodo Schiffmann. Wenn man Weise danach fragt, sagt er, er kenne etliche dieser Leute. “Mit Ausnahme der Freien Sachsen bewegen sich alle im Spektrum der Gesetze.”. Wie passt ein Mann wie Maik Weise, der offenkundig nichts dagegen hat, wenn er von Extremen umgeben ist, in die CDU des Jahres 2023 – eine Partei, die viel Wert auf ihre selbst proklamierte Brandmauer nach rechts legt und die diesen Anspruch mit dem eingeleiteten Parteiausschlussverfahren gegen Hans-Georg Maaßen jüngst noch einmal unterstrichen hat?

via zeit: CDU in Sachsen : Merz’ Albtraum