Schon beim Weg zur Eingangstür des Rathauses ist am Donnerstagabend zu sehen, dass etwas anders ist als sonst. Schon durch die Fenster lässt sich erkennen: Bis auf die Treppe stehen die Interessierten, in den Saal selbst ist kaum ein Durchkommen. Normalerweise reichen die wenigen Stühle im Sitzungssaal aus. Viele halten einen Zettel in der Hand, der zuvor verteilt wurde. Tenor: Die Regierung provoziere durch Lügen einen Krieg, das Volk müsse Nein zu dieser mörderischen Politik sagen. Online gab es einen Aufruf, zur Sitzung zu kommen – das Containerdorf für Flüchtlinge „wird erst der Anfang sein“. (…) Der Beschlussvorschlag, ein gemeindeeigenes Grundstück im Westen von Zapfendorf für eine Flüchtlingsunterkunft zur Verfügung zu stellen, vorbehaltlich einer Einigung über den Mietvertrag mit dem Landratsamt Bamberg, findet bei der Abstimmung eine deutliche Mehrheit. Nur drei Gemeinderatsmitglieder stimmen dagegen, 14 dafür. Spätestens ab da heizt sich die Stimmung im Saal unverkennbar auf. „Nimm du sie doch in Sassendorf auf“, ist in Richtung Bürgermeister zu hören. Ein Besucher erinnert die Gemeinderätinnen und Gemeinderäte daran, dass sie persönlich für die Folgen der Entscheidung haftbar gemacht werden können. Auch Sätze wie: „Prägt euch genau die Gesichter ein, wer dafür gestimmt hat“ oder: „Ihr seid die Nächsten“ fallen. Bürgermeister Senger schließt nach mehreren Ermahnungen und Bitten um Ruhe die öffentliche Sitzung und weist die Gäste an, den Saal zu verlassen. Dem kommen die meisten nicht nach, so dass Senger den Sitzungssaal von der Polizei räumen lässt. Einige versuchen weiterhin, aus der Sitzung eine Art offene Bürgersprechstunde zu machen – und verfallen in Diskussionen mit Bürgermeister und Räten. So dauert es einige Zeit, bis der Saal schließlich leer ist – und der Gemeinderat mit dem nichtöffentlichen Teil der Sitzung fortfahren kann.

via obermain: Polizei im Sitzungssaal des Zapfendorfer Rathauses