Anfang Dezember sind bundesweit hunderte Objekte durchsucht worden. Die groß angelegte Razzia richtete sich gegen eine Gruppe von Reichsbürgern, die einen Umsturz geplant haben soll. Auch zwei Männer aus der sächsischen Kleinstadt Olbernhau im Erzgebirge sitzen seitdem in Untersuchungshaft. Wer sind die zwei? Bei der bundesweiten Razzia wurden auch zwei Männer aus dem Erzgebirge verhaftet. Einer der beiden Festgenommen war bis Oktober 2020 AfD-Stadtrat. Es gibt Verbindungen zu einer Gruppe selbsternannter Veteranen und zu zwei Schützenvereine. Ende 2022, früh am Morgen des 7. Dezember, rückt in Olbernhau ein Großaufgebot der Polizei an. Die Beamten beginnen damit, mehrere Wohnhäuser und Firmengelände zu durchsuchen. Auch bei Frank R. rückt damals die Kriminaltechnik an. Er wird im Zusammenhang mit der Razzia noch am selben Tag festgenommen. Denn: die Bundesanwaltschaft rechnet ihn zum Unterstützerumfeld der Reichsbürger-Gruppe. R. saß zwischen 2004 und 2009 für die CDU im Stadtrat von Olbernhau. Im Internet finden sich Anhaltspunkte, dass er unter Esoterikern verbreiteten “Therapiekonzepten” anhing. Im Ort sei er allerdings vor allem durch seine Firma bekannt gewesen, wird in der Stadt erzählt. (…) Deutlich mehr Details finden sich zum zweiten Festgenommenen. Sein Name ist Christian W. Ihm wirft die Bundesanwaltschaft die Mitgliedschaft in der Reichsbürger-Gruppe vor. In Olbernhau ist W. kein Unbekannter. Bevor der 44-Jährige am 7. Dezember verhaftet wurde, war er als Unternehmer selbstständig, führte einen Betrieb mit mehreren Mitarbeitern. Auch für die Stadt war W. mit seinem Unternehmen tätig. Ab Sommer 2019 war W. selbst kommunalpolitisch aktiv, saß für die AfD in Stadt- und Kreistag. Damals war er als einziger Kandidat der Partei zur Kommunalwahl angetreten und erhielt Stimmen für gleich drei Stadtratsmandate. (…) Aktiv war Christian W. auch auf der Straße. Als Anfang 2020 die Pandemie zu ersten Lockdowns führte, organisierte er gemeinsam mit dem Olbernhauer Unternehmer Gunther S. die sogenannten “Corona-Spaziergänge” – eine Protestveranstaltung gegen die Maßnahmen zur Einschränkung der Virusverbreitung, wie es sie in Sachsen landesweit zuhauf gab. Im Beitrag eines Regionalfernsehsenders gibt sich W. im März 2020 als Organisator der Proteste. Läuft mit einem Megaphon über der Schulter voran, macht Durchsagen vor den Teilnehmenden. Auch AfD-Mann Torsten Gahler demonstriert mehrfach mit W. und weiteren in Olbernhau, erzählt er auf Nachfrage. (…) Öffentliche Auftritte von W. gab es auch nach dem Ende seiner parteipolitischen Aktivitäten. Im Juni 2021 kommt auf dem Döbelner Obermarkt eine Gruppe von Männern zusammen. Sie selbst nennen sich “Veteranen”. Einige von ihnen in militärischem Dress. Zu Marschmusik halten sie bei einem der sogenannten Montagsproteste einen militärischen Appell ab. “Kameraden – Salutiert dem deutschen Volk!” ist in einem Video des skurril anmutenden Auftritts eine Männerstimme zu hören. Es ist Christian W. aus Olbernhau, der die Befehle erteilt. Einer der Männer, der dem Befehl zum Salut folgt, ist Dirk Munzig, vor knapp 19 Monaten noch Fraktionsvorsitzender der AfD-Stadtratsfraktion in Döbeln. (…) Nicht verhaftet, aber dennoch als beschuldigt gilt ein weiterer Mann aus Sachsen. Aus einem unscheinbaren Laden in Chemnitz heraus handelte Markus M. mit Waffen und stellte selbst Munition her – legal. Auch er: Sportschütze. Über das gemeinsame Hobby standen Christian W. und Markus M. in Kontakt, denn auch M. war Mitglied in einem der Olbernhauer Schützenvereine. Zum MDR sagte M., ihm werde von den ermittelnden Behörden vorgeworfen, Munition an Christian W. verkauft zu haben, obwohl dieser nach der ersten Durchsuchung im April keine Lizenz mehr besaß. Er bestreitet den Vorwurf. Auf einer Mitgliederliste der sächsischen NPD aus dem Jahr 2007 findet sich auch der Name des Chemnitzer Waffenhändlers.

via mdr: VERHAFTETE AUS OLBERNHAU Der sächsische Arm der Reichsbürger-Truppe