Wie sich AfD-Politiker für die Interessen Russlands einspannen ließen, zeigen Recherchen für tagesschau.de. Eine wichtige Mittlerposition hatte demnach der Rechtsextreme Ochsenreiter. “Er war ein echter Kämpfer. Er hat sich für sein Lager entschieden und ist bis zum Ende dabeigeblieben. Er war mein Verleger, mein Freund, mein Sohn. Er war überzeugter deutscher Patriot. Mutig und kühn.” Er habe sein Leben für die multipolare Idee geopfert und sei ein Feind der offenen Gesellschaft gewesen – diese Worte finden sich in einem Nachruf des rechtsnationalistischen, russischen Ideologen Alexander Dugin auf den deutschen Journalisten Manuel Ochsenreiter. Er soll am 18. August 2021 an einem Herzinfarkt gestorben sein. Dugin wiederum erhielt Mitte August internationale Aufmerksamkeit, als seine Tochter bei einem Anschlag in Moskau getötet wurde. (…) Ochsenreiter begegnete Dugin vermutlich erstmals Ende 2012 in Freiburg. Im Ergebnis erschien ein Interview mit Dugin in “Zuerst!”. Es war der Beginn von Ochsenreiters Begeisterung für Dugins Neo-Eurasianismus. Im Mittelpunkt dieser Idee steht die Idee, ein totalitäres, von Russland dominiertes eurasisches Reich zu errichten.Der Einfluss Dugins auf den Deutschen war offenbar groß. Ochsenreiter bezeichnete ihn als “längjährigen väterlichen Freund”, während Dugin Ochsenreiter in seinem Nachruf seinen “geistigen Sohn” nannte.Protagonist russischer PropagandaAls Dugin Ende 2013 den ultranationalistischen Geschäftsmann Konstantin Malofejew bei der Entwicklung seines Medienprojekts unterstützte, empfahl er Ochsenreiter als eine der deutschen Persönlichkeiten, die an russischen Einflussoperationen in Europa beteiligt sein könnten. Ochsenreiters Beiträge erschienen dann regelmäßig auf Malofejew Website “Katehon”.Es war jedoch ein anderes russisches Medium, das Ochsenreiter, der außerhalb rechtsextremer Kreise kaum bekannt war, zu einem Star internationaler russischer Propaganda machte: Der staatlich finanzierte Sender RT engagierte ihn 2013 als “politischen Analysten”, “deutschen Journalisten” und “Syrien-Experten”. (…) Bei den Aktivitäten Ochsenreiters und Piskorskis spielte der AfD-Politiker Markus Frohnmaier offenbar eine wichtige Rolle. In Dokumenten, die der Autor einsehen konnte, wird er als unterstützenswerter Kandidat für die Bundestagswahl 2017 beschrieben, der sich als wertvoll für die russische Außenpolitik erweisen könnte. Bei der Kontaktanbahnung zwischen der AfD-Führung und hochrangigen Politikern in Moskau spielten Ochsenreiter und seine Kontaktpersonen in Moskau offenbar ebenfalls eine wichtige Rolle. Hilfreich war er den vorliegenden Dokumenten zufolge bei der versuchten Anbahnung eines Besuchs von AfD-Politikern in der russischen Hauptstadt, der dann 2017 stattfand. Im Januar 2019 sah sich Frohnmaier gezwungen, den Arbeitsvertrag mit Ochsenreiter bereits nach vier Monaten zu kündigen, da gegen diesen in Zusammenhang mit einem Brandanschlag in der Ukraine ermittelt wurde. Im August 2020 übernahm die Bundesanwaltschaft die Ermittlungen vom Generalstaatsanwalt in Berlin, wie die Behörde in Karlsruhe auf Anfrage von tagesschau.de mitteilte. Der Verdacht habe auf Terrorismusfinanzierung in Tateinheit mit Anstiftung zur Brandstiftung gelautet. Ochsenreiter wurde demnach vorgeworfen, 2018 über das Internet einen polnischen Bekannten beauftragt zu haben, gegen Bezahlung einen Brandanschlag in der Stadt Uschhorod durchführen zu lassen. Dieser sollte sich gegen das Gebäude eines Kulturvereins der dort lebenden ungarischen Minderheit richten. Es habe ein Haftbefehl des Ermittlungsrichters des Bundesgerichtshofs vorgelegen, so die Bundesanwaltschaft. Die notwendigen Fahndungsmaßnahmen zur Vollstreckung des Haftbefehls seien ergriffen worden.

via tagesschau: Rechtsextremist Ochsenreiter Vermittler zwischen AfD und Russland

Categories: Rechtsextremismus