Hatte der NSU bei seinen rechtsterroristischen Anschlägen Helfershelfer in Bayern? Zwei BR-Reporter, die sich seit Jahren mit Rechtsextremismus beschäftigen, zeichneten im zweiten Untersuchungsausschuss das Bild einer äußerst gut vernetzten Szene. Der zweite Untersuchungsausschuss des Bayerischen Landtags zur Terrorzelle Nationalsozialistischer Untergrund (NSU) hat mit seiner inhaltlichen Arbeit begonnen: Mehrere Stunden dauerte der Vortrag der beiden BR-Journalisten Jonas Miller und Robert Andreasch. Sie brachten die elf Ausschussmitglieder mit detaillierten Recherchen auf den Stand ihrer Spurensuche zu den Verbindungen des NSU nach Bayern. “NSU-Kerntrio muss Helfer in Bayern gehabt haben” Zahlreiche Namen, Daten, Zitate aus einschlägig rechten Zeitschriften und privaten Briefen, Berichte von Treffen bei Konzerten einschlägiger Bands und in der Szene bekannten Gaststätten belegen: die rechtsextreme Szene ist äußerst gut vernetzt, auch das NSU-Kerntrio – Uwe Mundlos, Uwe Böhnhardt und Beate Zschäpe – muss Helfer im Freistaat gehabt haben. (…) Aufklären und vor allem die Kontinuität der rechtsextremen Szene durchbrechen, das gibt BR-Journalist Robert Andreasch den Abgeordneten als Anstoß mit. “Wir haben eine über 100-jährige Geschichte rechter terroristischer Attentate gerade in Bayern”, sagt Andreasch. “Da sind teilweise dieselben Personen, da sind dieselben Neonazi-Netzwerke beteiligt, die über Generationen und Jahre hinweg Wissen über terroristische Taten, Propaganda in der Szene weitergeben – und das muss durchbrochen werden.” “Walter Lübcke könnte noch leben” Was passiert, wenn es nicht gelingt, die Kontinuität zu durchbrechen, zeige Kassel. Trotz ihres militanten Auftretens in den 90er Jahren und zur Jahrtausendwende wurde die Neonazi-Szene dort nicht zerschlagen. Auch nicht, als das NSU-Attentat auf Halit Yozgat folgte. Dann 2019 das Attentat auf Walter Lübcke. “Ich muss leider sagen, ein energischeres Vorgehen gegen die Kasseler Neonaziszene hätte vielleicht dazu geführt, dass Walter Lübcke noch leben würde”, resümiert Andreasch.

via br: BR-Reporter als Sachverständige im NSU-Ausschuss