Zwei russische Provider durchleuchteten mit Technik von Sandvine den gesamten Datenverkehr. Erst nach dem bewaffneten Angriff auf Ukraine erfolgte der Rückzug. Das kanadisch-amerikanische Unternehmen Sandvine, das der Silicon-Valley-Investmentfirma Francisco Partners gehört, lieferte russischen Telekommunikationsbetrieben jahrelang Systeme für Deep Packet Inspection (DPI). Die auch als “Internet-Nacktscanner” bekannte Netzwerktechnik greift laut Kritikern tief in die Grundrechte der Nutzer ein und kann für Zensur verwendet werden. (…) Bei Treffen und Produktvorführungen in Moskau 2018 warben Vertreter von Sandvine dann erneut für die Vorteile von Deep Packet Inspection, wie der US-Finanzdienst Bloomberg meldet. Sie erklärten demnach Interessenten, dass damit der Zugang zu bestimmten Webseiten blockiert oder verlangsamt, der Aufenthaltsort bestimmter Personen ermittelt und lokale Strafverfolger unterstützt werden könnten. Die Nachrichtenagentur beruft sich dabei auf Dokumente des Unternehmens, die sie habe einsehen können. (…) Zugangsanbieter verwendeten DPI zunehmend fürs Verkehrsmanagement, monierten zivilgesellschaftliche Organisationen, Wissenschaftler und Firmen aus 15 Ländern 2019. Mit der Technik könnten Datenpakete durchleuchtet, Dienste diskriminiert und das Nutzerverhalten ausgespäht werden. Da damit etwa Domain-Namen, Webadressen sowie weitere genutzte Internetressourcen untersuchbar seien, ließen sich sensible Aussagen etwa über politische und religiösen Überzeugungen, sexuelle Vorlieben oder den persönlichen Gesundheitszustand machen. Sandvine habe nie zugestimmt, Zensurwerkzeuge für Russland bereitzustellen, betonte der Sprecher. Wenn ein Provider versucht hätte, die Technik für diesen Zweck umzukonfigurieren, hätte man dies als Missbrauch betrachtet und den Vertrag gekündigt. Etwa zu der Zeit, als die Angebote in Russland eingeführt wurden, räumte der technische Leiter des Ausrüster, Alexander Haväng, gegenüber dem internen Ethikausschuss aber ein, dass man nicht in der Lage sei, den Einsatz der Technik für Web-Blockaden durch Kunden zu verhindern. Im Sommer 2020 hatte Bloomberg bereits berichtet, dass die Regierung von Belarus während der umstrittenen Präsidentschaftswahlen Systeme von Sandvine nutzte, um den Zugang zu externen Nachrichten- und Social-Media-Seiten zu beschränken. Daraufhin brach das Unternehmen die Beziehungen zu dem Land ab. Eine spätere Bloomberg-Analyse ergab, dass Ausrüstung von Sandvine zur Sperrung einer LGBTQ-Website in Jordanien, unabhängiger Nachrichtenseiten in Ägypten und sozialer Medien in Aserbaidschan verwendet wurden.

via heise:Online-Zensur: US-Firma Sandvine rüstete Russland mit Deep Packet Inspection aus

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Von الطنطاوي – <a rel=”nofollow” class=”external free” href=”https://www.qanawatonline.com/search/label/%D9%85%D8%B4%D8%A7%D9%83%D9%84%20%D8%A7%D9%84%D8%A5%D9%86%D8%AA%D8%B1%D9%86%D8%AA”>https://www.qanawatonline.com/search/label/%D9%85%D8%B4%D8%A7%D9%83%D9%84%20%D8%A7%D9%84%D8%A5%D9%86%D8%AA%D8%B1%D9%86%D8%AA</a>, CC-BY 4.0, Link

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