Ungehindert erweitert die rassistische „Artgemeinschaft“ ihr politisches Spektrum in Richtung russischer Landsitzbewegung. Eine Landtagsabgeordnete fordert indes ein Verbot des Vereins. Das Reglement der Einladungen ist streng. Es kommt als Gast zu den Treffen der „Gefährtenschaft“ nur hinein, wer von einem Mitglied des Vereines „Artgemeinschaft – Germanische Glaubens-Gemeinschaft wesensgemäßer Lebensgestaltung“ rechtzeitig dem „Quartierwart“ gemeldet wird. (…) Umso auffälliger, dass zu den exklusiven Gemeinschaftstagen vom 24. bis zum 27. März erneut Mitglieder der aus Russland stammenden „Anastasia“-Netzwerke zugelassen waren. Die durch den russischen Staatschef Putin protegierte „Landsitzbewegung“ breitet sich seit Jahren in der Bundesrepublik aus. Maik und Alruna Schulz gelten als Anführer des Vereins „Weda Elysia“, einem Ableger der Anastasia-Bewegung in der kleinen Gemeinde Wienrode im Nordharz. Gemeinsam mit weiteren Mitgliedern ihres „Familienlandsitzes“ reihten sie sich ein in die über 200 Teilnehmer*Innen des „Frühlingstreffens“ in der Wanderherberge „Hufhaus/Harzhöhe“ in Harztor, einem Ortsteil der thüringischen Kleinstadt Ilfeld. Die rechtsextreme „Artgemeinschaft“ versteht sich als „Glaubensbund“, zu ihrem Umfeld zählen verurteilte Unterstützer der Terrorgruppe NSU, verbotener Gruppen wie der „Heimattreuen Deutschen Jugend“ oder „Blood & Honour“. Protest gegen die regelmäßigen Treffen nahe Nordhausen gibt es vor Ort nicht – obwohl alljährlich zahlreiche Kinder und Jugendliche daran teilnehmen. (…) Während die politisch gefestigte Anhängerschaft der „Artgemeinschaft“ mehrere Hundert Köpfe zählt, folgen der vermeintlich esoterisch-versponnenen „Anastasia“-Bewegung in unzähligen Telegram-Gruppen Tausende. Einfluss im vorpolitischen Raum Die Kanäle nennen sich „Landsitzliebe“ oder „Raum der Liebe“. Nach außen hin gibt sich die Fangemeinde des russischen Autors Wladimir Megre und seiner Idee einer nationalistischen und wehrhaften „Familienlandsitz“-Bewegung gern harmlos unpolitisch. Doch insbesondere der Ostharzer Ableger „Weda Elysia“ verkehrt seit längerem mit bekannten Rechtsextremisten wie Nikolai Nerling oder besucht völkische Events.(…) Die in der „Nordischen Zeitung“ abgedruckte Einladung soll nicht den Eindruck erwecken, bei der „Artgemeinschaft“ handele es sich um eine der gefährlichsten Organisationen des braunen Sumpfes. Doch Recherchen des RBB-Magazins „Kontraste“ legten zuletzt offen, dass mindestens zwei Angehörige einer mutmaßlich bewaffneten „Untergrundgruppe“ aus Niedersachsen in der Vergangenheit in Ilfeld dabei waren. Die Staatsanwaltschaft Lüneburg ermittelt gegen zehn Rechtsextreme und Reservisten mit Kontakten bis ins Bundesverteidigungsministerium. Auffällig viele gewaltbereite und zu Kampf und Terror bereite Rassisten suchten bislang Kontakte und Austausch bei den mehrmals im Jahr stattfindenden Zusammenkünften in den waldigen Ausläufern des Harzes. Auch der Lübcke-Attentäter Stephan Ernst gehörte dem Verein bis mindestens 2011 an, wie durch den Prozess vor dem Oberlandesgericht Frankfurt bekannt wurde.

via endstation rechts: Artgemeinschaft trifft Anastasia