Am 20. Januar 1942 trafen sich hochrangige Vertreter des NS-Regimes in einer Villa am Berliner Wannsee, um zu koordinieren, wie die Ermordung der europäischen Juden auf Behördenebene möglichst effizient umgesetzt werden sollte. Das systematische Morden war da bereits von der NS-Führung beschlossen und in vollem Gange. Bis zum Kriegsende 1945 wurden über sechs Millionen Juden ermordet. Im Juli 1941 beauftragte Reichsmarschall Hermann Göring Reinhard Heydrich mit einem “Gesamtentwurf über die organisatorischen, sachlichen und materiellen Vorausmaßnahmen zur Durchführung der angestrebten “Endlösung der Judenfrage”. Die systematische Ermordung der Juden war zu diesem Zeitpunkt bereits von der NS-Führung beschlossen. Allerdings war sie “geheime Reichssache” und ihre genaue langfristige Umsetzung noch unklar. (…) Für den 20. Januar 1942 lud Heydrich zu einer Staatssekretärskonferenz in das Gästehaus der SS am Großen Wannsee in Berlin, um die ihm übertragene Aufgabe mit Regierungsbeamten aus anderen Ministerien abzustimmen. 15 führende Ministerialbeamte aus verschiedenen Reichsministerien sowie hohe NSDAP- und SS-Funktionäre kamen daraufhin in der Wannsee-Villa zusammen. (…) Der Völkermord an den europäischen Juden hatte bereits im Juni 1941 mit dem Überfall auf die Sowjetunion begonnen. Dort führten mobile Einsatztruppen der SS Massenerschießungen und – ab Dezember 1941 – Vergasungen von Juden durch. Allein bei dem Massaker in der bei Kiew gelegenen Schlucht Babyn Jar wurden an zwei Tagen im September 1941 über 33.000 Menschen getötet. Auch Deportationen in den Zügen der Deutschen Reichsbahn fanden ab Oktober 1941 statt. Zum Zeitpunkt der Konferenz am Wannsee waren mindestens eine halbe Million Menschen ermordet worden.
Die bis dahin hauptsächlich praktizierten Erschießungen befand die NS-Führung für zu kostenintensiv und langwierig, so dass im Herbst 1941 zum ersten Mal mobile Gaswagen zur schnellen und systematischen Tötung einer großen Zahl von Menschen zum Einsatz kamen. Das von Heydrich auf der Wannseekonferenz vorgestellte Programm war in den besetzten Gebieten und Konzentrationslagern im Osten schon größtenteils in die Tat umgesetzt. Das Treffen hatte er einberufen, um eine Koordinierung und Abstimmung zwischen den Behörden bei der Massenvernichtung zu erleichtern. Völkermord als Verwaltungsakt Im Protokoll des Treffens wurde – im üblichen NS-Jargon und mit bürokratischer Präzision –ausgeführt, was mit den nach eigenen Angaben geschätzten elf Millionen Juden geschehen sollte, deren Ermordung die Teilnehmer planten. (…) Einwände gegen die von Heydrich eingebrachten Vorschläge hatten die Konferenzteilnehmer keine. Im Gegenteil: Sie überboten sich gegenseitig mit Vorschlägen und Anregungen zur effizienten Durchführung der Vernichtungsaktionen. Zudem sprachen die Teilnehmer über sogenannte “Mischlinge” und jüdische Partner in “Mischehen”. Die anwesenden Beamten forderten hierbei eine Zwangssterilisierung sowie die Ausdehnung der Nürnberger Gesetze. Protokollführer des Treffens war Adolf Eichmann, “Judenreferent” im Reichssicherheitshauptamt.
via bpb: Vor 80 Jahren: Die Wannseekonferenz