Mit dem deutschen Überfall auf die Sowjetunion am 22. Juni 1941 begann unter dem Decknamen “Unternehmen Barbarossa” ein beispielloser Vernichtungskrieg, dessen Brutalität alle bis dahin gekannten Grenzen sprengte. Der Überfall auf die Sowjetunion begann mit einer Lüge. Stalin habe das Deutsche Reich bedroht, es galt folglich – so die Nazipropaganda – präventiv zu handeln. Die Wehrmacht sei somit “nur” einem russischen Angriff zuvorgekommen und “in den gewaltigen Aufmarsch der feindlichen Kräfte hineingestoßen”, ließ Hitler in einer Filmreportage der UfA Wochenschau dementsprechend verbreiten. Darin verbreitete Hitler den Irrglauben, es gäbe eine Verschwörung zwischen London und Moskau gegen Deutschland. “Ich habe mich entschlossen das Schicksal und das Leben des Deutschen Reiches wieder in die Hände unserer Soldaten zu legen.” Proklamation von Adolf Hitler, verlesen von Joseph Göbbels in der UfA Wochenschau vom 22.06.1941
Führer-Weisung Nr. 21. Grundlage für den Überfall auf die Sowjetunion stellte die von Hitler verfügte Weisung Nr. 21 (Fall Barbarossa) vom 18. Dezember 1940. Ein streng geheim gehaltenes Dokument, in dem ein halbes Jahr vor dem Angriff Punkt für Punkt festgelegt wurde, auf welche Weise die Vorbereitungen der Oberkommandos zu treffen sind. Die Deutsche Wehrmacht – so das zentrale Argument in dem Papier – müsse darauf vorbereitet sein, auch vor Beendigung des Krieges gegen England Sowjetrussland in einem schnellen Feldzug niederzuwerfen. “Die im westlichen Russland stehende Masse des russischen Heeres soll in kühnen Operationen unter weitem Vortreiben von Panzerkeilen vernichtet, der Abzug kampfkräftiger Teile in die Weite des russischen Raumes verhindert werden.” (Auszug aus der Führer-Weisung Nr. 21) Der unerklärte Vernichtungskrieg Als am 22. Juni 1941 Soldaten aus Deutschland, Finnland, Italien, Rumänien, der Slowakei und Ungarn die Sowjetunion überfallen, ist die Moskauer Führung überrumpelt. Schnell bewegt sich die Front zunächst nach Osten und erreicht im Juli 1941 bereits das Gebiet von Smolensk.
Der gewaltige Feldzug war von Anfang an als Vernichtungskrieg geplant. Hitler wollte möglichst schnell den gesamten europäischen Teil der Sowjetunion erobern. Die politische und militärische Führungsschicht sowie große Teile der Zivilbevölkerung sollten ermordet werden. Mit massenhaften Vertreibungen wollten die Nationalsozialisten die eroberten Gebiete für deutsche Siedler öffnen. Es begann ein bis dahin beispielloser Kampf um den vermeintlichen “Lebensraum im Osten”. Hitlers rassenideologischer Vernichtungskrieg Die als spontan dargestellte angebliche Präventivaktion wurde lange zuvor unter dem Decknamen “Unternehmen Barbarossa” minutiös vorbereitet. Der auf totale Unterwerfung, wirtschaftliche Ausbeutung und insbesondere auf komplette Vernichtung ethnischer, religiöser sowie gesellschaftlicher Schichten abzielende Überfall auf die Sowjetunion war von Hitler als rassenideologischer Vernichtungskrieg geplant. Was unter anderem aus seinen Anweisungen an den Chef des Wehrmachtsführungsstabes deutlich wird: “Dieser kommende Feldzug ist mehr als nur ein Kampf der Waffen; er führt auch zur Auseinandersetzung zweier Weltanschauungen. Die jüdisch-bolschewistische Intelligenz, als bisheriger ‘Unterdrücker’ des Volkes, muss beseitigt werden.” (Anweisung vom März 1941) (…) Der Reichsführer der SS, Heinrich Himmler, ließ beim Überfall auf die Sowjetunion, ähnlich wie im Polenfeldzug, spezielle “Einsatzgruppen” zusammenstellen, die besonders brutal handelten. Einheiten, die schätzungsweise allein über eine halbe Million Juden, Sinti und Roma sowie kommunistische Funktionäre ermordeten. Das größte Massaker begingen sie Ende September 1941 in der Schlucht von Babyn Jar, als sie innerhalb weniger Tage fast 34.000 Juden aus Kiew ermordeten. An den Massenerschießungen sollen direkt und indirekt auch Wehrmachtsoldaten beteiligt gewesen sein. Nur vereinzelt regte sich deren Reihen Widerstand gegen Hitlers Vernichtungsfeldzug und die damit verbundenen Kriegsverbrechen. Die sowjetischen Verluste im von Stalin ausgerufenen “Großen Vaterländischen Krieg” werden auf 27 Millionen Todesopfer geschätzt, darunter 14 Millionen Zivilisten. Etwa elf Millionen Rotarmisten, also Angehörige der Roten Armee, ließen im Kampf ihr Leben. Ungefähr drei Millionen Kriegsgefangene starben in deutschen Lagern.
via br: 80 Jahre Barbarossa – ein beispielloser Vernichtungskrieg