In Kassel attackieren „Querdenker“ zahlreiche Pressevertreter. Die ersten Täter sind jetzt namentlich bekannt. Ihre Hintergründe sind unterschiedlich. Der Mann, der sich dem Kamerateam des Hessischen Rundfunks von hinten nähert, ist kein schwarz vermummter Hooligan. Vielmehr sieht er aus wie ein Durchschnittsdeutscher beim Wanderurlaub in irgendeinem Mittelgebirge. Gelbe Regenjacke, blaue Mütze, buntes Tuch und auf dem Rücken ein Rucksack. Urplötzlich taucht er aus der Menschenmasse auf dem Kasseler Friedrichplatz auf, um offenbar gezielt auf den Kameramann des Hessischen Rundfunks loszugehen. Dieser wird vom Angreifer in der gelben Regenjacke geschubst, fast fällt die teure Fernseh-Kamera von der Schulter. Ein paar Sekunden später ist der Täter wieder in der “Querdenken”-Menschenmenge auf dem Kasseler Friedrichsplatz verschwunden. Umstehende rufen “Lügenpresse”. Die Szene wird von einem freien Journalisten gefilmt und später auf Twitter geteilt. (…) Laut Reichel habe es am vergangenen Sonnabend in Kassel insgesamt 17 Übergriffe auf Journalisten und Journalistinnen gegeben, drei davon aus Reihen der Polizei. Die Dunkelziffer dürfte hoch sein, sagt Reichel. Darunter teilweise brutale körperliche Gewalt gegen Fotografen oder freie Journalisten, die nicht die Möglichkeit besitzen mit einem Security-Team auf die regelmäßig eskalierenden Proteste, um Relativierer und Leugner der Pandemie zu gehen (…) Nach etwa 250 Metern stellen sich auf Höhe der Kasseler Du-Ry-Straße rund zehn Gegendemonstranten dem illegalen Aufzug mit einem Transparent in den Weg. Die Situation eskaliert als einige “Querdenker” an der Spitze des Aufzuges versuchen, den Gegendemonstranten das Transparent zu klauen. Ein Mann mit Kamerastativ in der Hand und Rucksack auf dem Rücken tritt mehrmals auf die Gegendemonstranten ein.
Gesichtsprellung und ein Schleudertrauma. Felix Dressler steht daneben und fotografiert. Auch diese Szene ist in einem Video festgehalten. Plötzlich wird der tretende “Querdenker” auf Dressler aufmerksam, realisiert offenbar, dass seine Attacken dokumentiert worden sind. Blitzschnell geht er auf den Fotografen los und streckt ihn mit einem gezielten Faustschlag ins Gesicht nieder. Dressler geht sofort zu Boden, hat ein Blackout. Das nächste, woran er sich erinnern kann? Er liegt vor einer Hecke auf dem Boden, mehrere Journalisten-Kollegen versorgen ihn. So erzählt er es dem Tagesspiegel. In der Notaufnahme stellen die Ärzte eine Gesichtsprellung und ein Schleudertrauma fest. Auch am Montag hat Dressler noch Schmerzen am Unterkiefer.  Der Angreifer zieht sich kurz nach der Attacke um. Auf einmal hat er keine Jacke mehr an und trägt stattdessen eine Mütze. Dennoch konnte der Tagesspiegel den Schläger identifizieren. Es ist Marco Kurz, Gründer des rechten „Frauenbündnisses Kandel“, welches sich nach dem Mord eines afghanischen Geflüchteten an einer 15-jährigen Deutschen gründete.

via tagesspiegel: „Querdenker“ streckte Fotografen mit gezieltem Faustschlag nieder