Die Verbindungen einer Mahlsdorfer Schule zum Holocaust-Leugner Bernhard Schaub waren enger als bekannt. Das ergibt die Anfrage einer Grünen-Abgeordneten. Die Freie Schule am Elsengrund in Berlin-Mahlsdorf hat zu dem Rechtsextremisten Bernhard Schaub weiter reichende Kontakte unterhalten als bislang bekannt. Das geht aus einer Antwort der Bildungsverwaltung auf eine Anfrage der Grünen-Abgeordneten June Tomiak hervor, die dem Tagesspiegel exklusiv vorliegt. Demnach führte der Schweizer noch im April 2018 eine Fortbildungsveranstaltung für das Lehrerkollegium der Schule durch. Es habe sich dabei um ein „Sprachgestaltungsseminar“ gehandelt, teilte Bildungsstaatssekretärin Beate Stoffers (SPD) mit. In der Waldorfpädagogik versteht man darunter Übungen zum bewussten Umgang mit der gesprochenen Sprache. Schaub war früher selbst Waldorflehrer im Raum Zürich, bis er 1993 entlassen wurde, nachdem er in einem selbst verlegten Buch den Holocaust geleugnet hatte. Die Fortbildung für das Mahlsdorfer Kollegium kam zustande, nachdem er sie bei einem Aufnahmegespräch für seine Kinder im Jahr 2017 angeboten hatte. „Die Geschäftsführung und Schulleitung gibt an, dass im Seminar ausschließlich der Umgang mit Sprache und keine zeitgeschichtlichen und politischen Themen behandelt werden durften“, schrieb Stoffers dazu, „eine Erklärung, dass bei Zuwiderhandlung kein Honorar gezahlt würde und die Veranstaltung abgebrochen werde, wurde unterzeichnet.“ Als Schaub weitere Seminare angeboten habe, sei dies von der Schule nach eigenen Angaben abgelehnt worden. Auf Nachfrage hätten Geschäftsführung und Schulleitung erklärt, es sei bei Schaubs Verpflichtung als Dozent „um dessen fachliche Expertise als Sprachgestalter gegangen“. Tomiak nimmt das der Schule nicht ab: Sie sei „schockiert“, dass die Bildungsverwaltung solch „fadenscheinige Erklärungen“ einfach hinnehme, sagte die Grünen-Abgeordnete dem Tagesspiegel. Dass sie ihr Lehrpersonal durch einen ausgewiesenen Rechtsextremisten schulen ließ, war der Leitung zu diesem Zeitpunkt längst bekannt. Zwei Kinder Schaubs besuchten im Sommer 2013 für drei Monate die Primarstufe. Wegen der vielfältigen Aktivitäten des Vaters im rechtsextremen und antisemitischen Milieu hatte es um ihre Aufnahme internen Streit gegeben. Nachdem auch der Bund der Freien Waldorfschulen davon erfahren hatte, drängte er darauf, die Verträge wieder zu kündigen. Die Schule vertritt jedoch bis heute den Standpunkt, die Kinder dürften nicht unter den politischen Ansichten ihrer Eltern leiden – und verließ damals ihrerseits den Verband. (…) Schaub war nicht der einzige Rechtsextremist mit Kontakt zum Elsengrund: Der selbsternannte „Volkslehrer“ Nikolai Nerling besuchte im April 2019 eine öffentliche Theateraufführung an der Schule

via tagesspiegel: Experte für „Sprachgestaltung“ – Rechtsextremist gab Seminar für Lehrer an Freier Schule in Berlin