In Baden-Württemberg soll ein elfjähriger Junge von Polizisten rassistisch beleidigt worden sein. Zudem soll er mit Gewalt auf ein Polizeipräsidium gebracht worden sein. Die Polizei prüft den Fall, hat bisher aber eine andere Sicht der Dinge. Nach Darstellung des Landesverbandes Baden-Württemberg Deutscher Sinti und Roma spielte der Elfjährige am vergangenen Samstag in Singen im Kreis Konstanz zusammen mit anderen Kindern vor dem Wohnort seiner Großmutter. Zwei Polizeibeamte sollen dort bei dem Jungen bei „einer anlasslosen Personenkontrolle“ ein Klappmesser gefunden haben, dessen Besitz allerdings legal ist. Ein Beamter habe das Kind in gebrochenem Romanes angesprochen, ihm gedroht und es rassistisch beleidigt. Junge musste angeblich halbe Stunde in Verhörzimmer sitzen Anschließend hätten die beiden Polizisten den Jungen auf eine Polizeiwache gebracht. Dafür sei er mit Gewalt in ein Polizeiauto gesteckt worden, obwohl er zu erkennen gegeben habe, mehrere angebrochene Rippen zu haben. Auf die Bitte des Kindes, seine Mutter zu informieren, seien die Beamten nicht eingegangen. Der Elfjährige sei erst nach einer halben Stunde im Verhörzimmer entlassen worden, schreibt der Verband in einer Mitteilung. (…) Die Familie des Jungen hat nach Aussage ihres Anwalts mittlerweile Strafanzeige unter anderem wegen des Verdachts der Freiheitsberaubung und der Körperverletzung im Amt gestellt. Der Vorstandsvorsitzende des Verbands, Daniel Strauß, hat sich auch an den baden-württembergischen Innenminister Thomas Strobl (CDU) gewandt, „im Vertrauen darauf, dass die Rechtsstaatlichkeit wiederhergestellt wird.“ Der Fall füge sich „in eine Reihe von aktuellen Vorkommnissen von Polizeigewalt gegen unsere Minderheit“.

via focus: Elfjähriger in Handschellen? Rassismus-Vorwürfe gegen Polizei in Baden-Württemberg

siehe auch: Kind in Handschellen – Polizeiübergriff in Singen Am 6. Februar 2021 wurde um ca. 16:30 Uhr ein elfjähriges Kind nach einer anlasslosen Personenkontrolle in Handschellen abgeführt und auf das Polizeirevier in Singen gebracht. Der VDSR-BW vertritt die Interessen der betroffenen Familie. Sie hat gestern Abend Strafanzeige gestellt und wird anwaltlich von Dr. Mehmet Daimagüler vertreten, der als Nebenklagevertreter in zahlreichen Prozessen, wie z.B. im „NSU-Verfahren“, Opfer politisch motivierter Gewalt vertreten hat. (…) Einer der zwei Beamten sprach das Kind in gebrochenem Romanes an. Bereits aus diesem Umstand wird deutlich, dass die Beamten das Kind der Minderheit der Sinti und Roma zuordneten. Hierbei wurde das Kind sinngemäß mit den Worten „Einer von den Zigeunern, die kennen wir ja“, „Du kommst eine Nacht hinter Gittern“ und „Der Tod kommt dich holen“ bedroht. Die Polizeibeamten durchsuchten das elfjährige Kind und fanden ein kleines Klappmesser. Das Kind erklärte, dass es dieses bei sich trüge für Arbeiten im Garten. Die Mutter und der Vater der anderen Kinder hatten bereits versucht die Kinder telefonisch zu erreichen, um sie zum Essen nach Hause zu holen. Die Beamten verboten den Kindern, an ihre Handys zu gehen. Sie legten nun dem Kind, das sie durchsucht hatten, Handschellen hinter dem Rücken an. Das Kind flehte die Beamten an, seine Mutter benachrichtigen zu dürfen, die sich nicht weit entfernt in der Wohnung aufhielt. Es wies die Beamten auch darauf hin, dass es wegen eines kurz zuvor erlittenen Unfalls drei angebrochene Rippen hätte und an Asthma leide. Das Kind wurde dennoch mit körperlicher Gewalt auf den Rücksitz des Einsatzwagens verbracht. Im Auto wiederholte es, dass es an Asthma leide und die Fesselung ihm Atemprobleme bereite. Als Reaktion sagte die Polizeibeamtin: „Halt die Schnauze“.