Mit dem Online-Projekt zweiteroktober90 dokumentieren wir neonazistische Angriffe, die am 2. oder 3. Oktober 1990, also direkt vor oder an dem Tag der Vereinigung der beiden deutschen Staaten, stattgefunden haben. Mit dem Projekt möchten wir aufzeigen, dass der Tag der Vereinigung mit gewalttätigen, teils pogromartigen Ausschreitungen gegen Linke und Migrant:innen einherging, die medial und v.a. überregional wenig Erwähnung fanden und darum weitgehend unbeachtet blieben. Wir denken, dass die Beschäftigung mit diesen Angriffen dabei helfen kann, die Entwicklung der neonazistischen Gewalt in den 1990er Jahren, deren nicht nur zeitlichen Anfang sie markieren, besser zu verstehen. Darüber hinaus möchten wir den Betroffenen der Gewalt des 2. und 3. Oktober 1990 die Möglichkeit geben, nach nunmehr 30 Jahren gehört zu werden.

via zweiterolktober90: zweiteroktober90 – Die Gewalt der Vereinigung

siehe auch: Im Wendeschatten. Über 1000 Neonazis greifen geplant Linke und Migranten an. Forscher aus Jena belegen, dass die deutsche Vereinigung von pogromartigen Angriffen begleitet wurde. In der Nacht der Einheit zogen sie zur besetzten Mühle am Rande der Stadt. Alle in Zerbst wusste vorab Bescheid. Man konnte es ja sogar in der Lokalpresse lesen. «Informiert ist die Volkspolizei, daß es in der Nacht vom 2. zum 3. Oktober zu einem Zusammenstoß einer großen Anzahl rechtsgerichteter Jugendlicher aus Zerbst, Roßlau und Magdeburg mit linksgerichteten Jugendlichen aus Zerbst in der Kötschauer Mühle kommen soll», hieß es in der Volksstimme. Mindestens 200 Neonazis zogen gegen 22 Uhr zur Zerbster Mühle. Jeder mit ein bisschen Erlebnisdurst war eingeladen, dort hinzukommen und ein paar Menschen abzufackeln. Doch auch die alternativen Jugendlichen hatten sich vorbereitet. Sie hatten sonst nicht viel, also verteidigten sie ihre Mühle. Im Dunkeln fliegen Steine und Molotow-Cocktails hinab auf die anstürmenden Gestalten. Der Angriff von 200 Neonazis auf etwa ein Dutzend Jugendliche in der sachsen-anhaltinischen Kleinstadt Zerbst ist der brutalste von etlichen Übergriffen, die Forschende aus Jena zusammengetragen haben. Mit dem Online-Projekt «zweiteroktober90» dokumentieren Konstantin Behrends, Julian Kusebauch, Laura Peter und Thomas Wicher neonazistische Angriffe, die direkt vor oder am Tag der Vereinigung der beiden deutschen Staaten stattgefunden haben. «Die Gewalt zum Tag der Einheit lässt sich einordnen als ein – bisher kaum beachteter – vorläufiger Höhepunkt einer Entwicklung, die sich in den Pogromen von 1991 und 1992 vollends entfesselte», meint Behrends gegenüber «nd».