Torwart Bruno Fernandes stand eine internationale Karriere bevor. Dann ließ er seine Ex-Geliebte ermorden. Nun ist er frei und spielt wieder. Der Fall erzählt viel über Brasiliens Umgang mit Gewalt gegen Frauen. Irgendwie muss es Valdemar Neto dann doch mulmig geworden sein. Nach dem Shitstorm, der angesichts der Verpflichtung eines neuen, höchst umstrittenen Torhüters über seinen kleinen Profi-Klub aus der 4. Liga hereinbrach, meldete sich Neto Ende Juli bei YouTube zu Wort. Er versuchte dort zu rechtfertigen, was viele Menschen in Brasilien für unentschuldbar halten: “Nie hätte ich gedacht, dass die Verpflichtung von Keeper Bruno so einen Nachhall in den sozialen Netzwerken haben würde”, sagte der Präsident von Rio Branco FC aus dem Amazonas-Bundesstaat Acre. Neto hätte es besser wissen müssen. Denn die Erfahrung, dass eine Anstellung von Bruno Fernandes De Souza eine taktlose Angelegenheit ist, haben vor Neto schon die Präsidenten von drei anderen unterklassigen Klubs gemacht. Wo auch immer der frühere Spitzentorhüter vom Erstligaklub Flamengo Rio de Janeiro und verurteilte Frauenmörder in den vergangenen Jahren als Freigänger angestellt wurde, gab es Widerstand von Frauen- und Menschenrechtsorganisationen, Fußballspielerinnen und auch Sponsoren, die zum Teil aus Protest ihre Engagements beendeten. Auch jetzt in Rio Branco. Kaum war die Tinte unter dem Vertrag für “Goleiro Bruno”, wie Fernandes genannt wird, getrocknet, trat die Trainerin der Frauenteams des Klubs zurück. Rose Costa bat gleich nach Bekanntgabe der Verpflichtung um Entbindung von ihren vertraglichen Pflichten. Sie warf Vereinschef Neto eine “einsame Entscheidung” vor, weil er eine so umstrittene Personalie vorher nicht mit Gremien und Mannschaften des Vereins besprochen hat. (…) Fernandes soll die Mutter seines Sohnes Bruninho von einem Auftragsmörder entführen, foltern, zerstückeln und am Ende an einen Hund verfüttern haben lassen. Das Motiv: Er wollte die Schwangerschaft nicht und nach der Geburt auch keinen Unterhalt zahlen. Denn der Keeper hatte mit dem Opfer, dem Model Eliza Samudio, lediglich eine außereheliche Affäre. 2013 wurde Bruno zu 22 Jahren und drei Monaten Haft verurteilt, verbüßte aber lediglich sechs Jahre und sieben Monate davon, weil die Justiz das Berufungsverfahren verschleppte (…) Weil noch immer kein Berufungsverfahren anberaumt wurde, kam Bruno 2019 dann endgültig aus der Haft und darf seitdem im Hausarrest mit richterlicher Erlaubnis seinem alten Job nachgehen: Bälle fangen. Ende Juli 2019 wurde er von Poços de Caldas aus Minas Gerais verpflichtet. Und nun also Rio Branco aus der vierten Liga. Schon 2014 hatte der Torhüter symbolisch ein Angebot vom kleinen Klub Montes Claro angenommen, als er kaum ein paar Monate im Gefängnis saß. Was als vermeintlicher PR-Coup geplant war, hat in Brasilien einen besonders faden Beigeschmack. In dem Land, in dem mehr Frauen an Femiziden sterben als in vielen anderen Staaten Lateinamerikas.

via spiegel: Bruno Fernandes Er ließ die Mutter seines Kindes ermorden, jetzt spielt er wieder Fußball

siehe auch: Er ent­schied. Vor zehn Jahren ließ Bruno Fer­nandes seine Ex-Geliebte ermorden. Nun hat ein bra­si­lia­ni­scher Viert­li­gist den Tor­wart ver­pflichtet. Der Fall zeigt, wie Femi­zide in Bra­si­lien auch im Fuß­ball ein­fach hin­ge­nommen werden. Im Juni dieses Jahres jährte sich der Tod von Eliza Samudio zum zehnten Mal. 2010 wurde sie von einem Auf­trags­mörder ent­führt und getötet. Den Auf­trag erteilt hatte Bruno Fer­nandes de Souza. Er ent­schied, das Leben von Eliza Samudio zu beenden. Und eigent­lich müsste Bruno im Gefängnis sitzen. Doch jetzt hat er bei Rio Branco FC unter­schrieben.