Lange galt die AfD-Bundestagsfraktion als Machtzentrum der Partei. Eine interne Mail stellt das infrage. Dem ARD-Hauptstadtstudio berichten mehrere Abgeordnete zudem von Problemen – vor allem von Führungsschwäche. Es ist die einzige Pressekonferenz, die die AfD-Fraktion regelmäßig gibt: In jeder Sitzungswoche des Bundestages stellt sich der Parlamentarische Geschäftsführer Bernd Baumann den Fragen der Journalisten. In den vergangenen Wochen wollen sie immer wieder wissen, ob sich der Machtkampf um den Fall Kalbitz innerhalb der Partei auch auf die AfD-Bundestagsfraktion überträgt. Hinter vorgehaltener Hand berichten Abgeordnete, die Diskussionen in den Sitzungen liefen zunehmend aus dem Ruder. Baumann will davon nichts wissen. Mitte Juni sagt er, es gebe schließlich keinen aus seinen Reihen, “der durch die Gegend läuft und sagt: Ich bin nicht zufrieden, was der Fraktionsvorstand hier macht und tut. Das funktioniert alles.” (…) Doch die Kritik geht noch weiter. Sowohl in der Mail als auch in den Gesprächen wird von einer breiten Disziplinlosigkeit berichtet. “Der Geräuschpegel bei Fraktionssitzungen ist oft so hoch, dass man sagen kann, darin drückt sich Respektlosigkeit aus” – so formuliert es ein Abgeordneter. Die Sitzungen seien chaotisch, zum Teil sitze man viereinhalb Stunden, berichtet ein anderer, Anträge würden gerne mal kaputt geredet. Ein Dritter sagt, dass manche Abgeordnete endlos lange Monologe hielten und andere vorzeitig den Saal verließen. Bei der Fraktionssitzung Mitte Juni sei man deswegen nicht mehr beschlussfähig gewesen und habe abbrechen müssen. Der Verfasser der Mail geht auch auf diese Disziplinlosigkeiten ein. Er schreibt von Dazwischenquaken, Nachbargesprächen, Herausgehen vor Abstimmungen, Herumlümmeln im Raum – und auch von halblauten, giftigen Zwischenbemerkungen. Das zeige ganz klar, dass Einigkeit und Einheit nicht gewünscht seien.

via tagesschau: Brandbrief von Abgeordnetem Chaos in der AfD-Fraktion?

siehe auch: Chaos-Sitzungen, Führungsschwäche, keine Antworten – Interner Brief schreckt AfD auf: „Mit dieser Fraktion ist kein Blumentopf zu gewinnen“. Die AfD ist der große Verlierer der Corona-Krise – doch nicht nur in den Sonntagsumfragen schwächelt die rechtspopulistische Partei, auch intern kracht es mit dem Zank um den Rauswurf von Rechtsaußen Andreas Kalbitz gewaltig. Ein jetzt aufgetauchter Brandbrief eines AfD-Abgeordneten sorgt laut eines Medienberichts für zusätzlichen Ärger, der Verfasser prangert strukturelle Probleme innerhalb der Partei an. (…) Desweiteren wirft der Kritiker der Partei vor: „Ich sehe keine Führung, keinen roten Faden für unsere Arbeit.“ Besonders Weidel, aber auch Gauland bekommen Gegenwind aus den eigenen Reihen. „Sie ergreift in einer vierstündigen Sitzung etwa fünf Minuten das Wort“, sagte das AfD-Mitglied über Weidel. Es gebe einen „tiefgreifenden Frust über die Führung“, zumal Gauland „keine Perspektive für die Zukunft“ bieten würde