Von der AfD reingelegt? Drei Belege nähren Zweifel an Erklärung von CDU und FDP

Hat Björn Höcke sie alle gefoppt? Haben CDU und FDP beim Ministerpräsidenten-Debakel in Thüringen einfach nicht gemerkt, wo sie da hineingeraten sind? So lautet zumindest die Erklärung der beiden Parteien. Doch einiges weist darauf hin, dass die Wahlkampfhilfe der AfD nicht so unerwartet kam, wie es jetzt wirken soll. (…) 1. Der CDU-Stratege mit dunkler Vergangenheit. Drei Tage vor der schicksalsträchtigen Wahl veröffentlichte Karl-Eckard Hahn einen Aufsatz im Debattenportal „The European“. Der etwas sperrige Titel: „Überlegungen zur Entscheidungsfindung im 7. Thüringer Landtag“. Hahn, Jahrgang 1960, ist der Leiter des Wissenschaftlichen Dienstes der CDU-Fraktion in Erfurt. Er gilt als Vertrauter von CDU-Chef Mike Mohring und war Mitverfasser dessen Wahlprogrammes, wie Mohring selbst in einer Pressemitteilung aus dem Januar bestätigte. Anders formuliert: Karl-Eckard Hahn ist einer der wichtigsten Strategen der Thüringer CDU. In dem Aufsatz spielte Hahn ein Szenario durch, das drei Tage später genau so eintreffen sollte: (…)
2. Björn Höckes unmoralisches Angebot. Was Björn Höcke und die AfD vorhatten, darum machten Björn Höcke und die AfD nie ein Geheimnis. Den Schritt vom Mittwoch hatte Höcke sogar vorab angekündigt: In einem Schreiben vom 1. November, kurz nach der Landtagswahl, bot Höcke bei FDP-Mann Kemmerich eine „von unseren Parteien gemeinsam getragene Expertenregierung oder eine von meiner Partei unterstütze Minderheitsregierung“ an. Denn, so Höcke: „Fakt ist, dass der rot-rot-grünen Regierungskoalition das Vertrauen entzogen wurde.“ Stattdessen sei nun „eine Koalition der bürgerlichen Parteien möglich.“ Das Schreiben werde er in Kopie auch Mike Mohring zukommen lassen, fügte Höcke in dem Brief hinzu. (…) 3. Ignorierte Warnungen. Am Donnerstag sorgte ein Bericht des „Business Insider“ für Aufsehen. Demnach habe FDP-Spitzenkandidat Kemmerich am Montagabend mit Parteichef Christian Lindner telefoniert und ihn darüber in Kenntnis gesetzt, dass er sich bei einem eventuellen dritten Wahlgang im Landtag selbst zur Wahl stellen werde. Kemmerich soll auch explizit die Möglichkeit erwähnt haben, nur durch Hilfe der AfD die Wahl zu gewinnen. Lindner soll dennoch grünes Licht gegeben haben.

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