Die AfD präsentiert sich im Grundsatzprogramm als stark islamkritische Partei. Doch ausgerechnet in der völkisch-nationalistischen Strömung entdecken einige Gemeinsamkeiten mit radikalen Muslimen. Von „Hofieren“ spricht sogar ein Bundestagsabgeordneter. Blickt man in das Grundsatzprogramm der AfD, das 2016 beschlossen wurde, ist die Sache eindeutig: Ganze 50 Mal werden der Islam und Muslime dort erwähnt, nahezu ausschließlich negativ. (…) Seit einiger Zeit mehren sich intern allerdings Stimmen, die für einen neuen Umgang mit dem Islam und mit Muslimen plädieren, bis hin zu einem Bündnis mit reaktionären Kräften. Dies ist innerparteilich hochumstritten. Zugrunde liegt die von der Neuen Rechten propagierte kulturrelativistische Ideologie des Ethnopluralismus, die die Existenz homogener Völker behauptet, für gegenseitigen Respekt plädiert sowie letztlich auf ethnisch reine Gesellschaften zielt, die mit dem Grundgesetz in keiner Weise vereinbar sind. Die Präsenz des Islam in Deutschland wird abgelehnt, islamisch begründete Unterdrückungsverhältnisse andernorts werden hingegen unkritisch betrachtet. Relevant sind außerdem gemeinsame Feindbilder, die radikale Rechte und radikale Muslime teilen – insbesondere Liberalismus, „Verwestlichung“ und „Amerikanisierung“. Prominente Debattenteilnehmer finden sich in der völkisch-nationalistischen Strömung, die große Teile der Partei entscheidend prägt. Eine wichtige Rolle spielt etwa der Spitzenkandidat für die Europawahl, Maximilian Krah. Krah hat 2023 eine Art Manifest vorgelegt, erschienen im Antaios-Verlag des Instituts für Staatspolitik, das vom Verfassungsschutz als gesichert rechtsextremistisch eingestuft wird. „Politik von rechts“, heißt das antiwestliche Werk, das in anderen Strömungen der Partei scharfen Widerspruch ausgelöst hat. Die „Kairoer Erklärung der Menschenrechte im Islam“ von 1990, die im AfD-Grundsatzprogramm als Beleg für die Unvereinbarkeit islamischer Gesetze mit der hiesigen Rechtsordnung gilt, weise „den richtigen Weg“, heißt es in Krahs Buch. „Es ist nicht einsehbar, weshalb in New York definiert werden soll, wie in Ägypten oder Indonesien der Ausgleich zwischen Individuum und Familie, Stamm, Religionsgemeinschaft erfolgen soll.“ Die Kairoer Erklärung stellt Menschenrechte unter den Vorbehalt der Scharia. „Teile der AfD haben offene Sympathie für die islamische Menschenzurichtung, solange sie nur nicht in Deutschland stattfindet“, sagt Stephan Grigat, Professor am Centrum für Antisemitismus- und Rassismusstudien der Katholischen Hochschule Nordrhein-Westfalen.

via welt: Wenn AfD-Politiker Islamisten umwerben