Wegen eines Konflikts um Markennamen steht ein Verlag, der Bücher rechtsextremer Autoren herausbringt, vor Gericht. Das Verfahren könnte das Ende für den Betrieb sein. Das “Jung” vor dem Wort “Europa” reicht Christian Strasser nicht. Er fürchtet eine handfeste Verwechslungsgefahr. Strasser führt den in München ansässigen Europa Verlag – und momentan einen Rechtsstreit gegen einen Konkurrenten mit ähnlichem Namen: den Jungeuropa Verlag mit Sitz in Dresden. Am Dienstag treffen sich beide Unternehmen im Streit um die Namensrechte vor dem Oberlandesgericht Dresden, verhandelt wird in zweiter Instanz. Doch zumindest für Verleger Strasser geht es bei dem Rechtsstreit um weit mehr als den Schutz seiner Marke. Auch ideologisch könnten die Kontrahenten kaum weiter voneinander entfernt sein. Jungeuropa, geführt von Chef Philip Stein, bewegt sich im rechtsextremen Milieu. Und Europa, der klagende Verlag, wurde 1933 als Forum für Autoren mit demokratischer Position gegründet. Vielsagend ist bereits die Provenienz von Jungeuropa: Verleger Stein kommt aus dem Milieu des Instituts für Staatspolitik (IfS) des rechten Verlegers Götz Kubitschek. Er ist Vorsitzender des Vereins Ein Prozent (früher: Ein Prozent für unser Land), den Kubitschek mitgegründet hat. Das Bundesamt für Verfassungsschutz hat das IfS und den Verein unlängst als “gesichert rechtsextremistisch” eingestuft. In erster Instanz vor dem Landgericht Leipzig hatte Jungeuropa die Klage gewonnen. Der anstehenden Entscheidung sieht Verleger Stein dennoch nicht gelassen entgegen. Im Blog des Verlags heißt es: “Es steht erneut viel auf dem Spiel – nämlich nicht weniger als die Existenzgrundlage unseres Verlages”. Auf X (vormals Twitter) führt Stein aus, dass es “vermutlich nur schwer vorstellbar” sei, “wie viel Leidenschaft und Arbeit” seine Mitarbeiter in den 2016 gegründeten Verlag investiert hätten. Verliert Jungeuropa die Berufung, würde das nicht nur bedeuten, dass das Recht auf den Namen verloren ginge, sondern auch, dass keine Bücher mit dem Markennamen mehr verkauft werden dürften. Stein fordert seine Kunden folgerichtig auf, schnell noch eine “letzte Bestellung” zu tätigen.

via zeit: Jungeuropa Verlag : Ein Streit um den Namen könnte das Aus bedeuten