Seit Monaten rollen Bauernproteste durch das unterfränkische Aschaffenburg. AfD, NPD und „Querdenker“ treten dabei gemeinsam auf, Zielscheibe sind Grüne und Klimaschutz. Eine Reportage. Besonders überrascht scheint in Aschaffenburg kaum jemand darüber, dass die Stadt in den vergangenen Monaten zu einem Fixpunkt von Demonstrationen einer Mischung aus Akteuren der extremen Rechten, etwa der NPD, Verschwörungsmythiker:innen und lokalen Landwirt:innen geworden ist. Doch jetzt es erregt zunehmend überregional Aufsehen, dass sich in der unterfränkischen Stadt zuletzt etwa einmal im Monat Menschen aus diesem Kreis zu Protesten treffen. Im Schatten des Schloss Johannisburg – der an diesem heißen Sommertag nur metaphorisch ist – versammelt sich am vergangenen Sonntag das rechte Spektrum der Region zu einer weiteren Demo. Daran nehmen nicht nur dezidiert rechtsextreme Parteien teil, der Protest dreht sich vielmehr insgesamt um rechte Verschwörungsmythen. Das offizielle Motto des Protests ist „Grüner Wahnsinn – ohne mich“. Getragen wird er von der rechten „Bürgerinitiative Franken“. (…) Wenn man an diesem Sonntag in Aschaffenburg auf dem Theaterplatz, wo sich später die Gegendemonstration des Bündnis „Aschaffenburg ist bunt“ treffen wird, sitzt, kann man auch Menschen hören, die sich über ein angeblich ungepflegtes Erscheinungsbild der Stadt beklagen – und das als Anlass nehmen, über „diese Flüchtlinge“ als „Dreckspack“ zu reden. Im Juni wurden in der Stadt „Stolpersteine“ zur Erinnerung an Opfer der Nazi-Diktatur beschädigt. Ein direkter Zusammenhang zu den wiederholten rechten Protesten in der Stadt ist dabei nicht belegt. Einer der Organisatoren der rechten Kundgebung versucht zu deren Beginn, sich und die Teilnehmenden von Extremismus – „sei es links oder rechts“ – zu distanzieren. Aber man „kenne nicht jeden“ und könne daher deren Teilnahme auch nicht prinzipiell ausschließen. Tatsächlich läuft auf dem Demonstrationszug durch die Innenstadt von Aschaffenburg erneut eine Gruppe der faschistischen NPD, die sich kürzlich in „Heimat“ umbenannt hat, offen in braunen Hemden der Partei und mit einem Banner mit. Auch mindestens ein Teilnehmer mit einem Shirt, Hut und einer Warnweste der „Freien Sachsen“ ist zu sehen. Diese rechtsextreme Gruppe wird von Martin Kohlmann geführt, der unter anderem eine zentrale Rolle bei den rassistischen Übergriffen in Chemnitz 2018 eingenommen hat „Auf1“, eine Medienplattform, die rechtsextreme und rassistische Verschwörungsmythen, vor allem mit Bezug auf die Corona-Pandemie, verbreitet, ist mit einem Stand mitten auf der Demonstration vertreten. Material der Organisation ist auf dem Demozug in den Händen vieler Teilnehmender und an einem großen Anteil der Traktoren zu sehen.

via fr: RECHTSEXTREME PROTESTE Demos in Aschaffenburg: Mit Traktoren, Trommeln und rechter Propaganda

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