Seit nunmehr einem Jahr führt Russland einen völkerrechtswidrigen Angriffskrieg gegen die Ukraine. Ein Jahr voll von Angriffen auf Zivilistinnen und kritische Infrastruktur, systematischer Folter und sexualisierter Gewalt. Während die Kämpfe insbesondere im Osten der Ukraine mit unerbitterter Härte weitergehen, schweigen die Waffen auch an einem anderen Kriegsschauplatz nicht: dem globalen Informationsfeld. Eine Flut an Desinformation begleitet Russlands Angriffskrieg und bahnt sich den Weg auch bis nach Deutschland.  Hier fallen prorussische Positionen auf durchaus fruchtbaren Boden. Davon zeugt momentan die Debatte rundum die von Alice Schwarzer und Sahra Wagenknecht initiierte Kundgebung „Aufstand für den Frieden,“ die am 25. Februar am Brandenburger Tor stattfinden soll. Knapp 600.000 Menschen (Stand: Redaktionsschluss) unterschrieben die Petition, mit der die beiden zu einem Ende der Waffenlieferungen an Kyiv aufrufen. Der Text stellt die Bereitstellung von Kriegsgerät einer Verhandlungslösung entgegen. Die Implikation: Nicht der russische Aggressor, sondern die Ukraine stünde Verhandlungen im Wege. Dass Kyiv gerade dank westlicher Militärhilfen überhaupt noch in einer Position ist, in der Verhandlungen möglich scheinen, fällt unter den Tisch. Gleichsam klammert die Petition zumindest die Kriegsschuld Russlands nicht aus. In Interviews grenzen Wagenknecht und Schwarzer sich indes nicht von jenen ab, die das entschieden anders sehen. Folglich mobilisieren auch Teile der AfD und rechtsextreme Szenegrößen wie der Herausgeber des rechtsextremen Compact-Magazins Jürgen Elsässer für den 25. Februar ­– Kreise, die den USA zumindest eine Mitschuld am Krieg unterstellen und damit jene Täter-Opfer-Umkehr reproduzieren, die im Kern kremlnaher Propaganda liegt. Deutschlands extreme Rechte hat die oftmals verschwörungsideologische und demokratiefeindliche Kritik an der Ukrainepolitik der Bundesregierung längst als Mobilisierungsinstrument entdeckt. Wir blicken zurück. Verschwörungs-Szene entdeckte den Angriffskrieg Seit März 2022 häuften sich Berichte über Russlandfahnen bei pandemieleugnerischen Kundgebungen. Die allgemeine Aufmerksamkeit begann damals, sich von der Pandemie zum Kriegsgeschehen zu verlagern. Verschwörungsideologinnen bauten den Krieg konsequenterweise in ihre kruden Erzählungen ein. Das antisemitische Desinformationsmedium Auf1 behauptet beispielsweise bis heute, dass der Krieg Teil eines Planes der „Globalisten“ sei, eine „neue Weltordnung“ zu errichten. Die bislang unaufgeklärte Sprengung der Gas-Pipeline Nord Stream deuten Verschwörungsideologinnen und Rechtsextreme wie der Thüringer AfD-Kader Björn Höcke ebenfalls als einen US-amerikanischen Sabotageakt, um Deutschland in den Untergang zu treiben. Die kaum belegte Enthüllungsgeschichte des US-amerikanischen Journalisten Seymour Hersch gibt dieser Erzählung momentan starken Auftrieb. Auch Russlands Regierung befeuert derartige Verschwörungsnarrative. Sie heizt den Diskurs um die Pipepline-Sprengungen an und streut seit langem Desinformationen zu vermeintlichen US-Biowaffenlaboren in der Ukraine. Mit Erfolg: Die Lüge über die Labore teilten beispielsweise Protagonistinnen der Querdenken-Bewegung, Anhängerinnen der QAnon-Verschwörungsideologie und der prorussische Blogger Thomas Röper, der dort den wahren Ursprung der Covid-19-Pandemie entdeckt haben will. Der hohe Vertrauensgrad, den sich russische Propagandamedien wie RT DE unter Pandemie-Leugnerinnen erarbeiteten, begünstigte bei ihnen die Übernahme prorussischer Positionen. Der deutschsprachige Auslandssender des Kreml verbreitete während der Pandemie regelmäßig Desinformationen zur Covid-19-Impfung.

via belltower: Ein Jahr Krieg gegen die Ukraine KRIEG, DESINFORMATION UND RECHTSEXTREME PUTIN-FREUNDE

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