Zum ersten Mal in der Geschichte dürfte Russland strategische Bomber aufgrund von Kampfhandlungen verloren haben – durch militärisches Altmetall. Auf einem leidlich gepflegten Stück Wiese ist eine seltsame Maschine seit Jahrzehnten den Elementen ausgesetzt. Es ist der Platz vor dem Luftfahrtmuseum im russischen Monino, und da steht ein Fluggerät, das aus der Zeit gefallen zu sein scheint. Es erinnert an einen Kampfjet ohne Piloten, mit viel zu kurzen Stummelflügeln, aber einem umso größeren Triebwerk. Es handelt sich um eine Tupolew M-141 (oder Tu-141), auf Russisch auch “Strisch”, also Mauersegler, genannt. Diese unbemannte Drohne zur Luftaufklärung wurde vor 47 Jahren in den Dienst gestellt und sollte Fotos von feindlichen Truppen machen – analog versteht sich. Mit Museumsstücken dieser Bauart griffen ukrainische Streitkräfte den Flugplatz in Dyagilevo und den Flughafen für strategische Bomber bei der russischen Engels an. (…) Neben dem materiellen Verlust kommt für Russland auch die Demütigung hinzu: Nicht nur ging erstmals strategisch wichtiges Kriegsgerät im Zuge von Kampfhandlungen verloren, noch dazu geschah dies mit einem Drohne aus der Sowjetunion der 70er-Jahre, und die russische Luftabwehr war nicht in der Lage diese abzufangen. Nach den Einschlägen in den Militärflughäfen kam es am Tag darauf erneut zu ukrainischen Drohnenangriffen. So wurde laut einem Bericht der russischen “Baza” das streng geheime Kombinat Slawa bei Brjansk getroffen. Der Zweck des Kombinats ist unklar, die dortige Tätigkeit ist ein Staatsgeheimnis Russlands. Auch der Flugplatz Kursk-Khalino wurde getroffen. Dieser vornehmlich als Stützpunkt für russische Abfangjäger. (…) Doch wie baut man eine sowjetische Aufklärungsdrohne aus den 70er-Jahren in einen effektiven Marschflugkörper um? Laut dem ukrainischen Nachrichtenportal “Defense Express” musste dafür zuerst das antiquierte Kamera-Equipment entfernt werden. Eine “Strisch” hat rund 100 Kilo an unbelichtetem Film an Bord, was Raum für einen Sprengkopf bietet. Trotz ihres hohen Alters ist die Drohne auch heute nach heutigen Maßstäben noch schnell: Sie kann eine Geschwindigkeit von 1.100 km/h erreichen und mit etwa 50 Metern extrem tief fliegen. Darüber hinaus verfügt die Drohne über ein Trägheitsnavigationssystem. Das bedeutet, das unbemannte Flugzeug kann seine eigene Position während des Fluges erkennen und Kursabweichungen selbstständig korrigieren. Außerdem ist ein rudimentäres Navigationssystem mit an Bord, mit dem die Flugroute vorab definiert werden kann. Aber am wichtigsten für die Ukraine dürfte die Reichweite gewesen sein: Eine Tu M-141 kann bis zu 1.000 Kilometer zurücklegen. (…) Darüber hinaus dürften die ukrainischen Streitkräfte laut nicht näher genannten Quellen die Drohne mit der Fähigkeit zur Satellitennavigation ausgestattet haben, was erst möglich machte, ein einzelnes Flugzeug zu treffen. Aus einem Haufen ein halbes Jahrhundert altem militärischem Altmetall wurde also eine improvisierte aber effektive Cruise Missile
via standard: Wie die Ukraine sowjetische Museumsstücke zu effektiven Marschflugkörpern umbaut
Von <a rel=”nofollow” class=”external text” href=”https://web.archive.org/web/20161105073843/http://www.panoramio.com/user/4310990″>Алексей Петров</a> – <a rel=”nofollow” class=”external text” href=”https://web.archive.org/web/20161020060401/http://www.panoramio.com/photo/60673823″>panoramio</a>, CC BY 3.0, Link