Beim zweiten Prozesstag zeigt sich Maurice P. reumütig. Die Untersuchungshaft habe „positive Auswirkungen“ auf ihn gehabt – und ein Messerangriff sei Notwehr gewesen. Der Mann, den die Sicherheitsbehörden für einen der gefährlichsten Rechtsextremisten Berlins halten, hält sich selbst offenbar eher für eine gescheiterte Existenz. „Ich mag zwar ein sogenannter Rechter sein, aber mir ist klar geworden, dass ich zwischen 1933 und 1945 als arbeitsscheuer Asozialer im KZ gelandet wäre“, heißt es in einer Einlassung des Neuköllner Neonazis Maurice P., die sein Anwalt beim zweiten Prozesstag vor dem Amtsgericht Tiergarten verlas. Dort muss P. sich unter anderem wegen schwerer Körperverletzung verantworten: Er soll an einer Schlägerei beteiligt gewesen sein, bei der Neonazis auf eine Gruppe Linker mit Stühlen und Brettern einschlugen. Zudem soll er einem Jamaikaner nach einem Streit ein Cuttermesser in den Hals gerammt und dabei nur knapp die Halsschlagader verfehlt haben. Dass er wiederholt den verbotenen Hitlergruß gezeigt und Shirts mit Hakenkreuzen und anderen NS-Symbolen getragen hatte, räumte P. in der Einlassung vollumfänglich ein. Allerdings habe er bei den Vorfällen stets unter dem Einfluss von Drogen und Alkohol gestanden, gab er an – und bei diversen Symbolen sei ihm deren rechte Bedeutung nicht bekannt gewesen. Ein Shirt mit dem Logo der verbotenen rechtsextremen Terrorvereinigung „Combat 18“ habe er getragen, weil er dachte, dass „Combat 18“ eine Metalband sei, hieß es. Auch die SS-Runen auf seinem Zeigefinger will er mittlerweile übertättowiert haben. Ausführlich widmete P. sich in der Einlassung seiner, laut seiner Aussage, schweren Drogensucht. Er habe seit seiner Schulzeit Tilidin, ein synthetisches Opioid, konsumiert und seit 2012 auch Kokain, so der 29-Jährige

via tagesspiegel: Prozess gegen Berliner Neonazi wegen Messerangriff :„Ich wäre als arbeitsscheuer Asozialer selbst im KZ gelandet“

siehe auch: Prozess gegen den Neonazi Maurice P. »Ich hatte ein großes Maul, war ein großkotziger Angeber«. Er zeigte den Hitlergruß, soll bei der rechtsterroristischen »Atomwaffen Division« engagiert gewesen sein. Vor Gericht steht Maurice P. nun wegen eines Messerangriffs auf einen Jamaikaner. Doch er sieht sich als Opfer. Von Wiebke Ramm, Berlin 13.10.2022, 20.58 Uhr Kommentare öffnen Zur Merkliste hinzufügen Link kopieren Bild vergrößern Amtsgericht Berlin-Tiergarten: Verteidiger startet mit Vorwürfen gegen die linksradikale Szene Foto: Andreas Gora / imago images Es ist die Drogenbeichte eines Neonazis. Maurice P. lässt am Donnerstag vor dem Amtsgericht Berlin-Tiergarten seinen Verteidiger eine Erklärung in seinem Namen verlesen. Darin stellt der 29-Jährige sich als Opfer dar: drogenkrank, von Linksradikalen bedroht und von der Polizei schikaniert. Dass er am Morgen des 4. Juli 2021 nach einer durchzechten Nacht vor einem Café im Berliner Bezirk Neukölln ein Cuttermesser gegen einen Jamaikaner erhoben hat, räumt er ein. Wie es zu dem Schnitt am Hals des Mannes – knapp neben der Halsschlagader – kam, könne er jedoch nicht erklären. »Es war nicht meine Absicht, ihn genau dort zu verletzen«, sagt Anwalt Wolfram Nahrath im Namen seines Mandanten. Maurice P. will das Messer damals nur in die Hand genommen haben, um sich zu schützen. Er sei in Panik gewesen. (…) Im Juli 2021 kam Maurice P. für fünf Monate in Untersuchungshaft. Die Haft habe »eine absolut positive Wirkung« auf ihn gehabt. Von den Drogen sei er weg, Alkohol trinke er nur noch zu besonderen Anlässen. Anwalt Nahrath verteidigt regelmäßig Mandantinnen und Mandanten aus der rechten Szene, etwa Holocaust-Leugnerin Ursula Haverbeck und Ralf Wohlleben. Wohlleben hat den NSU-Terroristen einst geholfen, an die Waffe zu kommen, mit der sie neun Männer türkischer und griechischer Herkunft erschossen. Nun verteidigt Nahrath im Saal 101 des Kriminalgerichts Berlin Maurice P., dem die Staatsanwaltschaft Berlin unter anderem gefährliche Körperverletzung zur Last legt. Auch die Bundesanwaltschaft ermittelt gegen den 29-Jährigen. Der Generalbundesanwalt verdächtigt Maurice P., sich für die rechtsterroristische Vereinigung »Atomwaffen Division« engagiert zu haben. Es ist ein Verdacht, der in diesem Prozess in Berlin keine Rolle spielt. Dass er am 4. Juli 2021 ein paar Stunden vor der Messerattacke, gegen drei oder vier Uhr in der Früh, in der Öffentlichkeit den Hitlergruß gezeigt hat, gibt Maurice P. zu. Er räumt auch ein, an einem Nachmittag im Mai 2019 vor einem Denkmal für die im Nationalsozialismus ermordeten Sinti und Roma den Hitlergruß gezeigt zu haben. Er ließ sich damals fotografieren und verschickte das Foto mit höhnischen Kommentaren an Bekannte

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