Zum Tag der Befreiung der rumänischen Roma aus der Sklaverei

Über mehrere Jahrhunderte waren Roma und Sinti in Osteuropa – genauer: im Bereich des heutigen Rumänien – versklavt. Am 20. Februar 1856 wurde die Versklavung offiziell aufgehoben. Vojta Gi erinnert in dem folgenden Beitrag an diese weitgehend unbekannte Unterdrückungsgeschichte, die trotz der Beendigung vor 165 Jahren ihre Schatten bis in die Gegenwart wirft. Am 20. Februar 2021 war der 165. Jahrestag der Befreiung der rumänischen Roma aus der Sklaverei. Allein in Rumänien (früher Fürstentümer Walachei u. Moldau) dauerte diese für die Roma 500 Jahre lang an. Einer der größten Sklavenbesitzer in Europa im Mittelalter war der walachische Fürst Vlad III. Drăculea, auch bekannt als “Vlad, der Pfähler”. Er kaufte im Jahr 1445 von den Bulgaren ca. 11.000-12.000 Roma-Sklaven und setzte viele von ihnen als Soldaten und Leibwache ein. Andere schufteten als Haus- und Feldsklaven. 1471 kamen nach dem Sieg über seinen moldauischen Nachbarn und Vetter “Stefan der Große” noch weitere 17.000 Roma-Sklaven als “Kriegsbeute” hinzu. Es entstanden Roma-Siedlungen außerhalb der Dörfer oder Städte der Mehrheitsbevölkerung. (…) Dementsprechend ist die Haltung der Mehrheitsgesellschaft und besonders die der Obrigkeit heute nicht viel anders, als die Jahrhunderte zuvor. Besonders in ländlichen Gebieten. Zu den Zeiten des Zweiten Weltkriegs war Rumänien an der Seite des deutschen NS-Regimes. Danach herrschten die Kommunisten und ab 1965 die neostalinistische Diktatur von Nicolae Ceaușescu. Nach dessen Tod, dem Zusammenbruch des Kommunismus in Rumänien und östlichen Teilen Europas, die Wirtschaftskrisen und seit des Erstarken des Nationalismus und der derzeitigen Corona-Krise, werden Roma wieder stärker diskriminiert denn je seit Beendigung der Skalverei. Der Antiziganismus der Mehrheitsgesellschaft, wurde nie aufgearbeitet, daher hat er mehrere politische Systeme überlebt und ist bis heute präsent. Wirkliche Chancen durch Bildung und auf dem Arbeitsmarkt haben nur diejenigen, die nicht als Roma “erkennbar” und stark assimiliert sind. Alle anderen müssen das Glück haben, auf offene, einfühlsame und progressiv denkende Lehrkräfte, Ausbilder/Arbeitgeber zu treffen. Denn ansonsten bleiben ihnen ähnliche Jobs und ein Leben, wie ihren Vorfahren Jahrhunderte zu vor, nur mit dem Unterschied, dass sie mit ihrem kargen Lohn (wenn überhaupt), jetzt den offiziellen Status “Arbeiter” haben. Siehe die Feldarbeiter oder Erntehelfer aus Rumänien, die für einen Mini-Lohn sogar nach Deutschland eingeflogen werden, damit wir hier Spargel und anderes billiges Gemüse usw. essen können. Die Polizeigewalt ist jetzt zu Krisenzeiten wieder so stark wie noch nie. Die Darstellung von Roma in den Medien hat sich ebenfalls kaum zum besseren geändert.

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