Hohe Corona-Zahlen in AfD-Hochburgen sind für Wanderwitz kein Zufall

Der Ostbeauftragte der Bundesregierung kritisiert AfD-Anhänger, Reichsbürger und Esoteriker – viele würden mit ihrem Verhalten bei der Ausbreitung des Virus helfen. In manchen Regionen sieht er eine Realitätsverweigerung wie bei Trump-Wählern 2016. Die hohen Corona-Zahlen in den Hochburgen der Alternative für Deutschland (AfD) sind nach Ansicht des Ostbeauftragten der Bundesregierung, Marco Wanderwitz (CDU), kein Zufall. Eine mal laute, mal leise Rebellion gegen die Infektionsschutzpolitik behindere unterm Strich die Virusabwehr, sagte Wanderwitz dem Redaktionsnetzwerk Deutschland (RND). In einer Pandemie spielten natürlich viele Faktoren eine Rolle, sagte Wanderwitz. Dazu zähle nicht zuletzt die Haltung der Menschen in einer Region zu Abstandsregeln und Maskenpflicht. „Wer die Infektionsschutzmaßnahmen ablehnt, wie viele AfD-Anhänger, Reichsbürger und Esoteriker es tun, hilft am Ende bei der Ausbreitung des Virus.

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siehe auch: Viel Corona, viel AfD: Alles Zufall? Der Süden der früheren DDR fällt gerade bundesweit auf. Hier gibt es viele Landkreise mit überdurchschnittlicher Corona-Inzidenz – und überdurchschnittlichen AfD-Anteilen. Forscher warnen vor voreiligen Schlüssen, sehen aber eine „Korrelation“ – die sie jetzt untersuchen wollen. Ihre letzte Reise führt Verstorbene aus dem Raum Dresden neuerdings mitunter weit nach Westen. Zum Beispiel ins niedersächsische Diepholz. Dort hilft man dem derzeit überlasteten Krematorium Dresden-Tolkewitz bei der Einäscherung von Corona-Opfern. Die Toten, acht pro Fahrzeug, sind 470 Kilometer unterwegs, in unauffälligen Sprintern. (…) Im thüringischen Teil des Eichsfelds etwa ist die Corona-Inzidenz dreimal so hoch wie auf der Westseite. Warum ist das so, nach mehr als 30 Jahren Einheit? Tschechien ist fern, man befindet sich mitten in Deutschland. Viele Ältere wohnen hüben wie drüben, auch die Natur ist dieselbe beiderseits der unsichtbar gewordenen Grenze.
„Korrelationen sind keine Kausalität“ Spielt also doch noch ein politischer Faktor hinein? Legt man mal versuchsweise die 20 Kreise mit der derzeit höchsten Virenbelastung in Deutschland unter die Lupe, kommt man ins Grübeln. Die Top-20-Kreise lagen am 24. Januar 2021 nicht nur leicht vorn, sondern hatten allesamt eine Inzidenz, die mehr als Doppelte des Bundesdurchschnitts (111,1 pro 100.000) betrug. 17 dieser 20 Kreise gehörten zugleich bei der letzten bundesweiten Wahl, der Europawahl 2019, zu den Hochburgen der AfD, die damals bundesweit nur auf 11,0 Prozent kam.
Bautzen (AfD-Wert 2019: 32,1 Prozent) ist jetzt der stärkste Corona-Hotspot in Sachsen. Der Burgenlandkreis, damals mit 25,6 Prozent stärkste AfD-Hochburg in Sachsen-Anhalt, ist heute Spitzenreiter bei der Corona-Inzidenz, im Land und neuerdings sogar bundesweit. Hildburghausen (AfD-Wert 2019: 24,2 Prozent) in Thüringen, wochenlang auf Platz eins der bundesweiten Corona-Tabelle, fiel schon vor Weihnachten auf. Während die Inzidenzen dort zeitweilig über 500 schossen, zogen Corona-Leugner nachts lärmend und mit geballten Fäusten durch die Straßen. Der Landrat steht seither unter Polizeischutz, es gab anonyme Morddrohungen. (…) Möglicherweise ergibt sich, dass hohe Corona-Inzidenzen und hohe AfD-Werte aus parallelen Problemlagen entspringen oder auch aus parallel laufenden Stimmungen und Strömungen. Auffällig sind jedenfalls einige wahrhaft verblüffende Phänomene. So sieht man sowohl hohe Corona-Inzidenzen als auch hohe AfD-Anteile mehr ringförmig rund um ostdeutsche Städte als in den Städten selbst. Amerikanische Forscher beschreiben bereits seit Jahren einen “halo effect”: eine Ringbildung des Rechtspopulismus rund um Metropolen. In diesem Milieu stellen Soziologen weltweit wachsende Unzufriedenheit fest – und eine nachlassende Akzeptanz für Regeln und Vorgaben aller Art.

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By <a href=”//commons.wikimedia.org/wiki/User:Timo_Beil” title=”User:Timo Beil”>Norbert Schnitzler</a> – <span class=”int-own-work” lang=”en”>Own work</span>, CC BY-SA 3.0, Link