Ein Berliner Bezirkspolitiker soll einen Imbiss-Mitarbeiter in Kreuzberg rassistisch beleidigt, bedroht und schließlich sogar angegriffen haben. Nach Tagesspiegel-Informationen handelt es sich um den CDU-Verordneten Harald Sielaff, der Mitglied der Bezirksverordnetenversammlung (BVV) in Tempelhof-Schöneberg ist. Der Mitarbeiter der “Asia Food & Sushi Bar” am Mehringdamm, der Ziel der Attacke war, erkannte den 55-Jährigen sofort auf einem Foto, das der Tagesspiegel ihm am Montag vorlegte. BVV-Kreise bestätigten die Personalie ebenfalls. Sielaff reagierte auf eine Rückrufbitte des Tagesspiegels zunächst nicht. Am frühen Abend dann bedauerte Sielaff den Vorfall und schob sein Verhalten auf den Konsum von Alkohol. In einer persönlichen Erklärung erklärte er zudem seinen sofortigen Rücktritt als Ausschussvorsitzender: „Zu den gestrigen Geschehnissen möchte ich wie folgt Stellung nehmen: Rassistische Äußerungen und beleidigende Pöbeleien haben nach meiner Überzeugung in unserer Stadt nichts zu suchen. In meinen 55 Jahren, habe ich mich immer für einen demokratischen Umgang mit allen Menschen eingesetzt. Die gestrigen unter Alkoholeinfluss stattgefundenen Ereignisse tun mir persönlich leid und ich habe mich auch persönlich beim Imbissbetreiber für die Unannehmlichkeiten entschuldigt. Ich weise mit aller Entschiedenheit die Anwendung von Gewalt und rassistischen Äußerungen meinerseits zurück”, schreibt Sielaff. Und weiter: “Ich werde in der juristischen Aufarbeitung dieser Angelegenheit aktiv unterstützen. Da ich nicht mehr frei von Zweifeln meiner Tätigkeit als Ausschussvorsitzender für Bürgerdienste und Ordnungsangelegenheiten agieren kann und ich den Ausschuss nicht belasten will, trete ich mit sofortiger Wirkung als Ausschussvorsitzender zurück.”
Der Vorfall trug sich am Sonntagnachmittag gegen 16.30 Uhr zu, berichtete die Polizei am Montag. Wie der 41-jährige Angestellte dem Tagesspiegel sagte, hatte der CDU-Politiker bestellt und sollte gerade sein Essen bekommen, als er plötzlich eine Flut von Beschimpfungen geäußert habe. Unter anderem soll Sielaff gebrüllt haben, in der “Bundesrepublik Deutschland” seien “Chinesen” nicht erwünscht. “Sie leben in einer Diktatur – warum sind Sie jetzt hier?” Zudem soll er den Imbiss-Mitarbeiter, einen Vietnamesen, dazu aufgefordert haben, Aufenthaltsdokumente und Betriebsunterlagen vorzuzeigen, wie die Polizei weiter mitteilte. Als Mann sich weigerte, soll der Angreifer eine Plastikflasche vom Tresen genommen und sie in den Innenraum geworfen haben – dabei löste sich der Deckel und die süß-saure Sauce traf Gesicht und Kleidung des Opfers. [Das Neueste aus Ihrer Nähe: In unseren Leute-Newslettern berichten wir wöchentlich aus den zwölf Berliner Bezirken. Die Newsletter können Sie hier kostenlos bestellen: leute.tagesspiegel.de] Eine Zeugin alarmierte umgehend die Polizei und erstattete Anzeige. Die Polizisten überprüften den 55-Jährigen. Er gab dabei an, Alkohol getrunken zu haben, und händigte den Ausweis seiner Bezirksverordnetenversammlung aus. Die Polizei ließ ihn wenig später gehen, ermittelt wird nun wegen Beleidigung und Sachbeschädigung.

via tagesspiegel: Nach rassistischer Attacke in Berlin-Kreuzberg CDU-Bezirkspolitiker tritt als Ausschussvorsitzender zurück – und schiebt Verhalten auf Alkohol