In Chemnitz bauen Neonazis einen Treffpunkt von Rechten und Rockern auf. In ihrem eigenen Haus organisieren sie Kampfsportevents und Vorträge – gut versteckt vor den Behörden. Ein trüber Freitagnachmittag. Dunkle Wolken hängen über Chemnitz, Regentropfen fallen auf eine Ausfallstraße am äußersten Rand der Stadt. Vor einem unsanierten Haus hält ein Auto nach dem anderen, Männer steigen aus und betreten das Grundstück durch einen Bauzaun, den sie einen Spalt zur Seite schieben. Auf den ersten Blick passen sie nicht recht zusammen: die einen Mittfünfziger mit langen Haaren und Rockerklamotten, die anderen ein paar Jungs Anfang 20, akkurat gescheitelt, mit Schnauzer und schwarzer North-Face-Jacke. Man kennt sich, nickt sich kurz zu, verschwindet hinterm Haus. Wer zufällig vorbeikommt, erkennt nicht, was in dem vierstöckigen Altbau an der Frankenberger Straße vor sich geht. Selbst wenn man sich monatelang damit beschäftigt, bleibt vieles nebulös. Sicher ist nur: Hier treffen sich Neonazis. Die Immobilie ist mutmaßlich das neue Schaltzentrum der Neonazi-Szene von Chemnitz. Von hier aus werden neonazistische Kampfsportevents und Veranstaltungen mit ehemaligen SS-Männern organisiert. Hierher kommen Rocker, die an rechten Veranstaltungen teilnehmen. Das Haus ist Domizil von Vereinen und einer Immobiliengesellschaft. Was jetzt erst bekannt wird, ist wohl von langer Hand geplant, denn das Haus gelangte schon vor sieben Jahren in die Hand von Personen, die der extrem rechten Szene nahestehen.
Neonazis und Rocker machen gemeinsame Sache 2013 kauften drei Männer das lange leer stehende Haus im Stadtteil Ebersdorf bei einer Zwangsversteigerung für eine niedrige vierstellige Summe. Die drei stehen sowohl dem Rockermilieu als auch der Neonaziszene nahe. Einer von ihnen war Betreiber der Website von Odins Volk Sachsen, einem rechten Motorradclub. Ein zweiter, René T., organisierte im Jahr 2000 ein Konzert mit der britischen Rechtsrockband Warhammer im Vereinsheim eines Chemnitzer Motorradclubs. Das Landeskriminalamt ordnete T. den Red Devils zu, einem Unterstützerclub der Hells Angels. Was die Männer, die heute in dem Haus ein- und ausgehen, mit den Käufern gemein haben, ist nicht klar. Doch auch sie unterstützen offen die Hells Angels, spielen mit eindeutigen Zahlencodes in ihren Autokennzeichen und auf ihrer Kleidung. 2018 besuchten einige von ihnen den rassistischen Großaufmarsch nach dem Tod von Daniel H. in Chemnitz, im Jahr darauf die Beerdigung des bekannten Neonazihooligans Thomas Haller. An dessen Grab legten sie ein Gesteck mit der Aufschrift „Biker Bar Germania“ ab. Dieser Name steht auch auf dem Briefkasten des Hauses.
via störungsmelder: Die rechten Hausfreunde