Weitgehend friedlich, aber laut war eine Protestkundgebung gegen den AfD-Stammtisch im Alten Steuerhaus Strausberg. Von Reißzwecken auf dem Radweg ließen sich die Protestler nicht irritieren. Zufall war es mit Sicherheit nicht, dass am Sonnabendnachmittag auf dem Radweg in Richtung Hohenstein vom Ortsausgang Strausberg an Hunderte Reißzwecken verteilt waren. Insgesamt mag es ein gutes Pfund der Reifentöter gewesen sein, das offensichtlich interessierte Kreise gezielt gestreut haben. „Je genauer man hinschaut, desto mehr sieht man“ rief ein Teilnehmer der für 15 Uhr angesetzten Protestkundgebung vor der Gaststätte Altes Steuerhaus an der Chaussee zwischen Strausberg und Hohenstein. „Das ist wie mit Nazis“, rief ein anderer. Das aufkeimende Lachen blieb im Halse stecken. Tatsächlich waren vom Sabotageakt mit Reißzwecken nicht nur die von der Jugendgruppe des Kreisverbandes der Verfolgten des Naziregimes – Bund der Antifaschisten Mobilisierten betroffen, sondern auch unbeteiligte Radfahrer, die ihnen entgegenkamen oder junge Familien, die man am Abend das Kinderrad mit einem Platten den Weg entlang schieben sah. (…) Die Kundgebung fand weitgehend im Wald vor dem Parkplatz des Lokals statt, den die Polizei mit Flatterband abgesperrt hatte. Die Ladefläche eines gemieteten Kleinlasters wurde zur Bühne, ein Aggregat lieferte Strom. Die Polizei war mit rund einem halben Dutzend Einsatzfahrzeugen vor Ort und hatte die Lage locker unter Kontrolle, zumal es außer den akustischen keine Angriffe auf das Alte Steuerhaus gab. Dafür sorgten auch Ordner mit der nötigen Autorität wie Niels-Olaf Lüders oder der VVN-BdA-Kreisvorsitzende Wolfram Wetzig.
Ideenfindung und Vernetzung Die Organisatoren zeigten sich sehr erfreut über die große Zahl der Teilnehmer, trotz Reißzwecken und einer Hassmail, die sie am Vortage erreicht hatte und sie „in die geschlossene Psychiatrie“ wünschte sowie sie als „staatlich finanzierten Abschaum“ bezeichnete. „Wir sind trotzdem hier fordern lautstark: Kein Raum, kein Acker und kein gemütliches Bier für die AfD!“ Die regelmäßigen Stammtische in Lokalen wie dem Alten Steuerhaus dienten nicht nur der Ideenfindung und kommunalpolitischer Absprachen, sondern vor allem der Vernetzung. Auch würden immer wieder Vertreter der Landesverbände Berlin und Brandenburg, die besonders dem rechten Flügel zuzuordnen seien, dabei begrüßt.

via moz: Protest gegen AfD-Stammtisch im Alten Steuerhaus in Strausberg