Mit Annegret Kramp-Karrenbauer an der Spitze wäre es für die CDU nicht mehr gut gegangen. Dass es ohne sie besser wird, darf man aber auch bezweifeln. Annegret Kramp-Karrenbauer ist gescheitert, zuallererst an sich selbst. Misslungene Toilettenwitze, Rezo-Debakel, Wahlniederlagen im Osten. Zuletzt hat sie ein kleiner und eher unbedeutender Landesverband zum Narren gehalten und ihr brachial die Grenzen ihrer Durchsetzungsfähigkeit aufgezeigt. Ihre Rücktrittsankündigung mag vom Zeitpunkt her überraschend sein, konsequent ist er allemal. Annegret Kramp-Karrenbauer hat im Konrad-Adenauer-Haus nie richtig Tritt gefasst. Sie war angetreten, die gespaltene Partei einerseits zu versöhnen, andererseits ihre Vielstimmigkeit zu bewahren. In Zeiten aber, in denen es auch in der CDU daran mangelt, andere Ansichten zu tolerieren, musste dieser Versuch scheitern.Nach ihrer Wahl war Annegret Kramp-Karrenbauer auf die Konservativen in der Partei zugegangen. Aber mit einem einzigen Satz, nämlich dass Grenzen im Notfall auch geschlossen werden können – eigentlich eine Binse –, hat sie dann auch noch ihr eigenes Lager verloren, ohne weiter rechts auch nur ein bisschen hinzuzugewinnen. Kramp-Karrenbauer, das ist schnell deutlich geworden, war bestenfalls eine Übergangslösung an der Spitze der CDU. Sie war eine schwache Vorsitzende und angesichts dessen kam ihr Rückzug möglicherweise gerade noch rechtzeitig vor der nächsten Bundestagswahl, die regulär Ende 2021 stattfindet.
via zeit: Annegret Kramp-Karrenbauer: Konsequent planlos