Vor 50 Jahren wurden bei einem Brandanschlag auf ein jüdisches Altenheim sieben Menschen getötet. Klarheit gibt es bis heute nicht. Regina Rivka Becher, Modistin, 60 Jahre. Max Meir Blum, Kürschner, 71. Leopold Arie Leib Gimpel, Büroangestellter, 51. David Jakubowicz, Koch und Gastwirt, 60. Siegfried Offenbacher, Bibliothekar und Gemeindearchivar, 71. Georg Eljakim Pfau, Tapezierer, 64. Rosa Drucker, Ehefrau von Georg Eljakim Pfau, 60. Sieben jüdische Menschen. Ermordet am 13. Februar 1970 in München. (…) Es habe gebrannt in der Reichenbachstraße, sagte der Anrufer, es gab Tote, Bewohner des jüdischen Gemeindehauses waren verbrannt, erstickt, Menschen seien vor den Flammen aus den oberen Stockwerken gesprungen und hätten den Sturz nicht überlebt. (…) Der Schrecken dieses Tages, sagt Charlotte Knobloch, “wirkte noch viele Jahre nach – weil wir niemals Klarheit hatten, niemals erfuhren, wer diesen Anschlag begangen hat.” Der Täter, oder die Tätergruppe, ist bis heute nicht ermittelt worden. Vor einigen Jahren hat die Bundesanwaltschaft den Fall noch einmal aufgerollt, aber ebenfalls ohne Ergebnis. De(…) Der Mörder muss am 13. Januar 1970 leicht in das unbewachte Gemeindehaus gelangt sein, es war ja, sagt Charlotte Knobloch, “ein offenes Haus, wir wollten keine Zäune und Mauern mehr zwischen den Juden in München und den anderen Bewohnern”. Das Haus in der Reichenbachstraße diente teils als jüdisches Altersheim, teils als Interimsunterkunft. Der Mörder fuhr mit dem Fahrstuhl nach oben, setzte den Lift außer Betrieb und ging durch das Treppenhaus zurück, er schüttete Benzin aus einem Kanister auf die Stufen. Unten setzte er es in Brand und entfloh. Das Stiegenhaus war nun eine Todesfalle. Es brannte lichterloh, wer sich oben im Gebäude aufhielt, hatte keinen Ausweg mehr.

via sz: Antisemitismus:Der Schrecken eines Tages