“Ich nehme die Wahl an” – mit diesen Worten hat Thomas Kemmerich am Mittwochmittag um kurz nach 13.30 Uhr die politische Landschaft in Deutschland erschüttert. Nicht der Wahlsieger Bodo Ramelow von der Linken ist der neue Ministerpräsident Thüringens, sondern der FDP-Mann. Die Wahl war geheim – doch das Resultat deutet darauf hin, dass die rechtspopulistische AfD nur zum Schein einen Kandidaten aufstellte und dann geschlossen für FDP-Landesschef Kemmerich votierte.
Wie kam das Ergebnis zustande? Für die Parteien Linke, SPD und Grüne war schon vor dem ersten Wahlgang klar, dass es alles andere als eine glatte Entscheidung würde. In den ersten beiden Wahlgängen – da war eine absolute Mehrheit nötig – fiel Ramelow durch. Aufgestellt im dritten Wahlgang waren außer Ramelow für die Linke auch der AfD-nahe Christoph Kindervater (parteilos) und Thomas Kemmerich (FDP). Eine einfache Mehrheit würde nun reichen. Das Ergebnis lautete schließlich: 44 Stimmen für Ramelow, 0 für Kindervater und 45 für Kemmerich, bei einer Enthaltung. Damit ist der FDP-Chef in Thüringen – mit einer Stimme Vorsprung vor Ramelow – der neue Ministerpräsident.

via spiegel: Wie die AfD den FDP-Mann zum Regierungschef machte

siehe auch: FDP-Ministerpräsident dank AfD: Der lautlose Eklat von Erfurt. Spekuliert wurde viel – doch für wirklich möglich hielten es nur wenige. FDP-Mann Thomas Kemmerich ließ sich mit Stimmen der AfD-Fraktion ins Amt des Ministerpräsidenten wählen. Im Erfurter Landtag entluden sich erst spät nach der Wahl – nach lähmendem Entsetzen – Emotionen. Das sichtbarste Zeichen dafür, was an diesem Tag passiert war, lieferte die Vorsitzende der Thüringer Linken. Susanne Hennig lief mit einem Strauß Blumen auf den neuen Ministerpräsidenten des Freistaates zu. Doch statt ihn Thomas Kemmerich in die Hand zu drücken, warf sie ihm das Gebinde mit einer schnellen Bewegung vor die Füße und schritt eilig davon. (…) Der Tag endete vorläufig damit, dass Kemmerich vor dem Landtag kundtat: „Es geht um Thüringen“ – und unter Gelächter CDU, SPD und Grüne einlud, in eine gemeinsame Regierung einzutreten, Das wollen SPD und Grüne erklärtermaßen nicht. Schließlich beantragte er die Verschiebung der Sitzung. Dem wurde stattgegeben, mit den Stimmen von CDU, FDP – und AfD.

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