Einmal pro Woche erscheint auf der Website des russischen Justizministeriums eine Liste der neuen sogenannten “ausländischen Agenten und unerwünschten Organisationen”. Jetzt traf es die deutsche, preisgekrönte Plattform “Dekoder”. (…) Im Juni hat die Brandmarkung erstmals auch ein deutsches Medium getroffen. Die online-Plattform “Dekoder” [externer Link] ist in Russland nicht mehr erwünscht, wie es heißt. Einen konkreten Anlass gab es nicht – kein Skandal, keine Wie-Du-mir-so-ich-Dir-Aktion. Der Unerwünscht-Stempel ist bei der Generalstaatsanwaltschaft in Moskau willkürlich auf Dekoder niedergedonnert. “Früher hat es auch schon andere Organisationen getroffen, sehr angesehene Forschungseinrichtungen, wie zum Beispiel die Deutsche Gesellschaft für Osteuropakunde oder das Zentrum für Osteuropa und internationale Studien, also Wissenschaftsinstitutionen, die in Deutschland oder international zu mehr Wissen über Russland beitragen”, sagt Julian Hans von Dekoder. Die Plattform befindet sich mit dieser Stigmatisierung also in bester Gesellschaft. Investigative Profis für Russen ein Risiko Ein Risiko für die russische Gesellschaft stellen aus Sicht des Justizministeriums vor allem professionelle und investigative Journalisten dar, eben all jene, die sich der Kreml-Propaganda entziehen. Die Methode der Ausgrenzung ist einfach: Die Behörden unterstellen einzelnen Journalisten, Medien oder Organisationen, dass sie vom Ausland bezahlt werden, um sich in die russische Innenpolitik einzumischen. Eine Attacke auf Russlands Souveränität. Bei der Erklärung von Dekoder zur “unerwünschten Organisation” zielt die Brandmarkung auch vor allem auf Mitarbeiter, die noch in Russland sind.

via br: “Dekoder” unerwünscht: Konsequenzen für Journalisten des Portals

siehe dazu auch: PRESSEERKLÄRUNG: DEKODER „UNERWÜNSCHT“ IN RUSSLAND Erklärung zur Einstufung von dekoder als sogenannte „unerwünschte Organisation“ durch die Behörden der Russischen Föderation Mit der Einstufung von dekoder als „unerwünschte ausländische Organisation“ haben die russischen Behörden ein weiteres Mal gezeigt, dass sie keine Informationen dulden, die von der staatlich vorgegebenen Linie abweichen. dekoder gibt deutschen Leserinnen und Lesern einen Einblick in den Diskurs der unabhängigen Journalistinnen und Journalisten aus Russland und Belarus und vernetzt Wissenschaft und Journalismus über die Grenzen hinweg. Russischsprachige Leserinnen und Leser bekommen auf dekoder.org/ru verlässliche Informationen über Deutschland, Europa und Belarus – ohne Zensur der staatsnahen russischen Medien. Berichterstattung, Hintergründe, Debatten und Vernetzung, die nicht unter der Kontrolle des Staates stehen, werden vom Regime in Moskau offensichtlich als Bedrohung wahrgenommen.  Die Liste der „unerwünschten ausländischen Organisationen“, die von der russischen Generalstaatsanwaltschaft geführt wird, umfasst mittlerweile mehr als 160 Namen, darunter renommierte Forschungs-Institutionen wie das Zentrum für Osteuropa- und internationale Studien oder die Deutsche Gesellschaft für Osteuropakunde. Die Listung als „unerwünschte Organisation“ soll die Zusammenarbeit mit Expertinnen und Experten, die sich noch in Russland aufhalten, erschweren.   Für die Redaktion von dekoder kommt die Einstufung durch die russische Staatsanwaltschaft nicht unerwartet. Viele Redaktionen, deren Texte dekoder in Übersetzung veröffentlicht, sind inzwischen selbst als „ausländische Agenten“ oder „unerwünschte Organisationen“ eingestuft. Die meisten von ihnen arbeiten seit Beginn des vollumfänglichen Angriffskrieges auf die Ukraine im Exil. dekoder wird alles in seiner Macht Stehende tun, um Autorinnen, Autoren und Kontaktpersonen, die sich noch in Russland aufhalten, zu schützen.


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