Bis 1945 schufteten 500.000 Zwangsarbeiter aus ganz Europa in Thüringen. Sie arbeiteten in der Rüstung, auf dem Bau, bei Handwerkern oder in der Landwirtschaft. Es waren nicht nur Frauen und Männer, auch Kinder wurden ausgebeutet oder sie starben wegen Mangelversorgung. Beispiele aus Ettersburg und Sömmerda zeigen, wie schwierig das Erinnern ist. Die Arbeit im Forst ist hart. Säge, Axt, Spalthammer, keine Technik, höchstens ein Rückepferd hilft den Frauen, die Baumstämme aus dem Wald zu holen. Polinnen im Alter von 17 bis 62 Jahren sind bis 1945 im Bereich des Forstamtes Ettersburg eingesetzt. Holz wird dringend für die Wehrmacht gebraucht. Wie hart sie arbeiten müssen, zeigt die Verpflegungskarte, die für Schwerarbeiter größere Rationen vorsieht. Das Forstamt beklagt gegenüber der zuständigen Behörde, dass die Frauen ungenügend gekleidet seien, vor allem das Schuhwerk eigne sich nicht, schreibt der Förster. Ein Weimarer Handwerker liefert daraufhin 15 Paar Holzgaloschen im Wert von 58 Reichsmark. Zum Aufklappen: Was ist Zwangsarbeit? Frauen zur Abtreibung gezwungen Am 30. Januar 1944 kommt Nadeshda Tschernewa im Ostarbeiterlager Ettersburg zur Welt. Viel Lebenszeit bleibt ihr nicht. Bereits am 23. September 1944 wird der Totenschein ausgestellt. In den erhalten gebliebenen Unterlagen ist die Lieferquittung für einen Kindersarg. Wo das Baby begraben wird, ist unbekannt. Mit zunehmendem Arbeitskräftemangel Ende 1943 wurden viele Frauen zur Abtreibung gezwungen. Wenn es doch zu Geburten kam, wurden den Frauen die Kinder weggenommen und in sogenannte Ausländerkinder-Pflegestätten gebracht, wo sie systematisch vernachlässigt wurden und starben. Prof. Jens-Christian Wagner, Direktor der Stiftung Gedenkstätten Buchenwald Nadeshdas Schicksal war kein Einzelschicksal. In diesem Ostarbeiterlager bei Weimar gab es viele Babys und auch größere Kinder, die offenbar mit ihren Müttern ins Lager gekommen sind. “Bis Ende 1943 wurden schwangere Polinnen nach Hause geschickt”, sagt Prof. Jens-Christian Wagner, Direktor der Stiftung Gedenkstätten Buchenwald und Mittelbau-Dora. “Mit zunehmendem Arbeitskräftemangel Ende 1943 wurden viele Frauen zur Abtreibung gezwungen. Wenn es doch zu Geburten kam, wurden den Frauen die Kinder weggenommen und in sogenannte Ausländerkinder-Pflegestätten gebracht, wo sie systematisch vernachlässigt wurden und starben.” Solche Heime gab es in Thüringen an fast jedem Krankenhausstandort, so auch in Weimar in der Eduard-Rosenthal-Straße, wo heute die Landespolizeiinspektion untergebracht ist.
via mdr: Sömmerda, Ettersburg, Weimar – NS-Zwangsarbeit fand quasi vor jeder Haustür statt