Dutzende Anhänger der Reichsbürger-Szene treffen sich seit Freitag auf einem Kongress in Bayern – darunter auch ein Terrorverdächtiger: Matthes H. ist Beschuldigter im Verfahren des Generalbundesanwalts gegen die sogenannte “Gruppe Reuß”. Aus der Einfahrt des Hotels kommt ein Mann jenseits der 70: Gerhoch R., einer der Referenten auf einer Veranstaltung von sogenannten Reichsbürgern in Wemding. “Ich bin Monarchist”, sagt er, von der Demokratie halte er nichts. Grundsätzlich sei es ihm egal, wer sich hier versammle. Er glaube nicht, vor Ort “den Abschaum der Gesellschaft” anzutreffen. Dann führt er seinen Hund Gassi. Er ist der einzige Teilnehmer des sogenannten “Zukunftskongresses”, der mit der Presse sprechen wollte. Seit Jahrzehnten ist R. in der rechtsextremen Szene aktiv, etwa als Redner bei Veranstaltungen der NPD. Mehr als 50 Reichsbürger tagen im Hotel Seit etwa 13 Uhr treffen am Veranstaltungsort, einem Hotel in Wemding, Personen aus dem Bundesgebiet und aus Österreich ein. Nach Einschätzung des Bayerischen Landesamtes für Verfassungsschutz handelt es sich bei der Veranstaltung an diesem Wochenende um eines “der größten Treffen” von Reichsbürgern in Deutschland. Nach BR-Informationen sind es bislang mehr als 50 Teilnehmer. Die Polizei ist mit mehreren Einsatzwagen vor Ort. In den Räumen des Hotels traf ein BR-Reporter Matthes H. an. H gilt als einflussreiche Figur in der Reichsbürger-Szene. Bereits seit 2003 trägt H. den erfundenen Titel “Präsident der Nationalversammlung”. Matthes H. ist Beschuldigter im Terrorverfahren gegen die sogenannte “Gruppe Reuß”. Der Generalbundesanwalt wirft dieser seit Dezember 2022 vor, als terroristische Vereinigung “die bestehende staatliche Ordnung in Deutschland überwinden” zu wollen. Dafür hätte sie Pläne zu einem bewaffneten Angriff auf den Bundestag verfolgt. Verhaftet wurde H. nicht – seine Rolle im Verfahren ist unklar.

via br: Terrorverdächtiger auf “Reichsbürger”-Kongress in Bayern

siehe auch: Überregionales Treffen von Reichsbürgern in Schwaben geplant Am Wochenende wollen Reichsbürger ein Vernetzungstreffen in einem Hotel in Wemding abhalten. Der Verfassungsschutz rechnet mit einer dreistelligen Teilnehmerzahl. Recherchen von BR und MDR zeigen, wer sich dort trifft. (…) Hinter dem Treffen steht nach Informationen von BR und MDR ein Reichsbürger-Netzwerk, das bereits zwei sogenannte “Zukunftskongresse” in Thüringen organisiert hat. Zu diesen kamen zwischen 100 und 200 Teilnehmer. Sicherheitskreise rechnen mit einer ähnlichen Teilnehmerzahl in Bayern. Recherchen von BR und MDR zeigen Verbindungen zu Gruppen, die unter Terrorverdacht stehen. In einer internen Gruppe auf Telegram wurde wochenlang für die Veranstaltung geworben. Aus dem dort geteilten Programm geht hervor, dass neben einem “Fahneneinmarsch” Vorträge von bekannten Größen der Reichsbürger-Szene geplant sind. Diese haben Titel wie “Was ist Deutsch? (als Gegensatz von christlich und jüdisch)” oder “Die Lösung für uns alle”. Burkhard Körner, der Präsident des Bayerischen Verfassungsschutzes, sagte BR und MDR: “Es geht um temporäre Vernetzung, es geht aber auch um finanzielle Interessen.” Die Teilnahme an der Veranstaltung kostet 350 Euro, inklusive Unterkunft und Verpflegung. (…) Nach Informationen von BR und MDR gehört Lothar W. aus München zu den Organisatoren des Kongresses. Lothar W. wird auch als Referent geführt. In einem Ankündigungsvideo der Veranstaltung spricht W. davon, dass es in der Geschichte schon “mehrfach Vernichtungskriege gegen den deutschen Menschen” gegeben habe. In einer Telegram-Gruppe, die er als Administrator verwaltet, zeigt er sich besonders radikal. Er schreibt dort etwa: “Natürlich wollen wir zurück nach 1871, warum verteidige ich dann auch das 3. Reich? Nun, es geht um die Ehre unserer Vorfahren.” In einer Nachricht schreibt er, der Holocaust sei eine Behauptung, die er “zahlenmäßig, naturwissenschaftlich, architektonisch, ressourcentechnisch und zeitlich” zerlegen werde. Nachfragen dazu von BR und MDR beantwortet er nicht inhaltlich – auch nicht die zu seiner Rolle beim Kongress. Reichsbürger-Forscher: “Extrem rechte Ideologie” Eine zentrale Rolle bei den Veranstaltungen nimmt Hans-Joachim M. ein. Er gehört zu den einflussreichsten Akteuren der Reichsbürgerszene und gilt als Hauptredner des Kongresses. Gleich viermal steht er als Redner im Programm, unter anderem mit dem programmatischen Vortrag “Mögliche Wege ins Deutsche Reich”. Im Vorfeld des Kongresses wurde ein Video mit ihm auf Telegram verbreitet, in dem er eine Vorschau auf seinen Input gab. Darin nennt er sich den “Großvater” des Kongresses und sagt, Deutschland sei besetzt – durch die Amerikaner und die Polen.

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