Bevor sein Privatflugzeug vom Himmel stürzte, erstattete Söldnerboss Prigoschin noch Anzeige. Nicht gegen irgendwen, sondern gegen Vertraute des Machthabers. Vor genau zwei Monaten starb Jewgenij Prigoschin, doch sein Geist ist nach wie vor präsent in der russischen Politik. Der Söldnerführer, der der Armee des russischen Diktators Wladimir Putin mit der Einnahme Bachmuts den bislang größten Erfolg in der Ukraine bescherte, hatte sich immer wieder mit Kritik an der russischen Militärführung hervorgetan. Und er tut es immer noch. Wie der US-Thinktank Institut für Kriegsstudien (ISW) berichtet, erregte nun der Geschäftsmann Kirill Kachur mit einer Anfrage die Aufmerksamkeit im politischen Moskau. Gestellt hatte er diese an die oberste Korruptionsermittlungsbehörde Russlands, dem Investigativkomitee der Russischen Föderation. Kachur wollte wissen, was denn eigentlich aus mehreren Anzeigen Prigoschins geworden sei, die der Wagner-Gründer noch vor dem Aufstand seiner Söldner im Juni an die Behörde gerichtet hatte. Waleri Gerassimow (l.) wurde 2012 nur wenige Wochen nach Sergej Schoigus Ernennung zum Verteidigungsminister zum Generalstabschef befördert. (Quelle: Gavriil Grigorov, Sputnik, Kremlin Pool Photo via AP) Das Komitee wurde 2011 gegründet und übernimmt vor allem Ermittlungen im Bereich der Korruption, insbesondere bei zivilen Sicherheitsdiensten wie der russischen Polizei, aber auch der Armee. Kurz vor seinem unfreiwilligen Ableben hatte Prigoschin von der Behörde Ermittlungen gegen die obersten Militärs gefordert. Seiner Meinung nach hatten sich Verteidigungsminister Sergej Schoigu und mit ihm der Generalstabschef der russischen Streitkräfte, Waleri Gerassimow, des Amtsmissbrauchs schuldig gemacht. Verteidigungsminister ist Quereinsteiger In den Eingaben an die oberste Ermittlungsbehörde bezichtigte Prigoschin die beiden wohl des “Genozids am russischen Volk und der Ermordung von Zehntausenden russischen Bürgern sowie der Herausgabe russischen Territoriums an den Feind”. Er bezog sich damit auf den für die regulären russischen Streitkräfte niederschmetternden Verlauf des Ukraine-Kriegs, der von enormen Rückschlägen und hohen personellen Verlusten geprägt war. Die Diadochenkämpfe zwischen Prigoschin, Schoigu und Gerassimow gingen schon immer über persönliche Animositäten hinaus, sie trugen ideologische Züge. Schon lange hatte Prigoschin seinem Unmut über die Verantwortlichen im Verteidigungsministerium Luft gemacht. In den Monaten kurz vor der Einnahme Bachmuts im Mai 2023 kübelte er fast täglich in sozialen Netzwerken seinen Hass und seine Verachtung auf die Generalität heraus, mindestens genauso oft forderte er deren Entlassung. Prigoschin forderte wie viele andere ultranationalistische Russen ein härteres Vorgehen in der Ukraine.

via t-onlone: Putins Generäle im Visier Die Rache Prigoschins

Categories: DiensteGewalt