Die Letzte Generation hat die Superreichen als Aktionsziele ausgerufen. Mit gutem Grund: Ihr Anteil an der Klimazerstörung ist immens. Sie haben ein tolles Leben, doch die Kosten dafür tragen wir alle. Die Letzte Generation plant ihren Protest umzulenken – weg von der Straße, hin zu den »Symbolen des modernen Reichtums«, um die »Aufmerksamkeit auf die rücksichtslose Verschwendung der Reichen lenken«. Es geht darum anzuklagen, »dass superreiche Menschen Tag für Tag unsere Lebensgrundlagen zerstören«. Das ist eine konsequente Entwicklung ihres Aktivismus. Durch die Straßenblockaden, einen disruptiven Protest mithilfe einer empfindlichen und schmerzhaften Störung im öffentlichen Raum, erzeugten sie erfolgreich politischen Druck und erhöhten die eigene Sichtbarkeit – was insbesondere in ihrer Anfangsphase unabdingbar war. Bewegungen erzeugen erfolgreich Mobilisierung, wenn sie Relevanz und Zugkraft entwickeln, wenn ihnen zugehört werden muss und sich auch trotz und sogar durch Ablehnung der Form ihres Protests eine Auseinandersetzung mit den Inhalten ihres Protests ergibt. (…) Wie als Antwort auf diesen Einwand, der auch von Kritiker:innen der Klimaschützenden oft wiederholt wurde, beginnt die erste Aktion ihres neuen Sommerplans auf Sylt: Dort bewarfen die Aktivist:innen einen teuren Privatjet mit oranger Farbe, bis er fast aussah wie ein Werbestunt der Fluggesellschaft Easyjet oder aber ein Kunstwerk von Christo und Jeanne-Claude . Auf den Tragflächen wurden Banner ausgerollt mit den Aufschriften »Euer Luxus = Unsere Dürre« und »Euer Luxus = Unsere Ernteausfälle«. Während Kommentatoren das angebliche Beschmieren der Kunstwerke und des Grundgesetzes konzeptuell offenbar zu abstrakt und verkopft war, können diese sich nun nicht mehr beschweren: Die Klimakrise wird hier mit den Emissionen der Einkommensstärksten zusammengebracht, der Protest zu den privaten Superemittenten gebracht.

via spiegel: Letzte Generation Die alte Zukunft ist vorbei

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