Frankfurt ist Ort der Polizeimesse GPEC. Unser Autor besuchte die viertägige Messe und durfte dabei sogar mit einem Panzer über das Gelände fahren. Eine Reportage. Frankfurt – Grelles Blaulicht blendet die Besucher:innen, die zu großen Teilen mit Polizeiuniformen bekleidet in Halle 3 der Frankfurter Messe strömen. An den Ständen werden die ausgestellten Modelle der neusten Polizeiauto-Generation von Mitarbeiter:innen auf Hochglanz poliert. Noch nicht in Sichtweite, aber deutlich vernehmbar, ist das elektrische Klicken eines Taser-Elektroschockers zu hören. (…) Die GPEC betont in diesem Zusammenhang die Qualität der Messe als „One-Stop-Shop für alle Sachgebiete“. Das bedeutet, dass alle bürokratischen Schritte, die zum Abschluss einer Zusammenarbeit zwischen Behörden und Industrie notwendig sind, vor Ort eingeleitet, wenn nicht gar vollzogen werden können. Und das, wie die Messebetreiber:innen besonders hervorheben, in einem „vertraulichen Rahmen“. Die GPEC ist nämlich eine nicht-öffentliche Veranstaltung. Die Anwesenheit von Journalist:innen ist nicht vorgesehen. Dementsprechend muss fr.de verdeckt von der Messe in Frankfurt berichten. Außerdem scheint die Anwesenheit von kritischen Stimmen wie beispielsweise Vertreter:innen der Menschenrechtsorganisation „Amnesty International“, die sich intensiv mit dem Verhalten und der Ausrüstung der Polizei in Deutschland auseinandersetzen, seitens der Organisator:innen der Fachmesse nicht erwünscht zu sein. (…) Besonders ins Auge fällt der „Workshop Spezialeinheiten“: Für diesen sind hinter verschlossenen Türen ausschließlich Mitarbeiter:innen mobiler Einsatzkommandos und Angehörige von Spezialeinheiten zugelassen. Ziel der Veranstaltung ist die „Weiterentwicklung der Spezialeinheiten-Netzwerke“. Geleitet wird sie vom ehemaligen sächsischen Landespolizeipräsidenten Horst Kretzschmar. Jener Kretzschmar, der auch unter seinem Spitznamen „Eisenhorst“ bekannt ist, und in den 1990er Jahren mit dem Aufbau der sächsischen Spezialkräfte betraut war. Die Zusammensetzung des Panels muss bedenklich stimmen: Waren es doch die sächsischen Spezialeinheiten, aus deren Dienstbeständen mindestens 7000 Schuss Munition entwendet wurden. Leitende Beamte des mobilen Einsatzkommandos waren dabei im Zuge der Ermittlungen der Generalstaatsanwaltschaft Dresden gegen die rechtsextreme Prepper-Gruppe „Nordkreuz“ ins Visier der Ermittlungsbehörden geraten. Was auf der GPEC beim „Workshop Spezialeinheiten“ hinter verschlossenen Türen besprochen wurde, wissen wir nicht.

via fr: Panzerfahrt, toxische Männlichkeit und Lobbyismus im „vertraulichen Rahmen“

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