In Hijab-Pornos haben Kopftuchträgerinnen Sex mit weißen Männern. Ihr Reiz geht von rassistischen Narrativen aus: der vermeintlichen Unterdrückung der muslimischen Frau. Seit 2015 boomen sogenannte Refugee- und Hijab-Pornos. Darin ist meist eine bis aufs Kopftuch nackte Darstellerin beim Sex mit einem weißen cis-Mann zu sehen. Der Plot ist stereotypisch aufgeladen: Sie sucht eine Wohnung, braucht einen Ausweis oder Job und bezahlt dafür mit ihrem Körper. Oder sie wird für schlecht verrichtete Hausarbeit bestraft. Der weiße, männliche Blick giere danach, die muslimische Frau zu exotisieren und zu erniedrigen, sagt Claude C. Kempen. Er*sie hat am Berliner Leibniz-Zentrum Moderner Orient zu anti-muslimischem Rassismus und Sexismus in Pornos publiziert. Im Interview mit ze.tt erklärt Kempen, was wir aus diesen Pornos über weiße Zerbrechlichkeit, gesellschaftliche Machtverhältnisse und die Fetischisierung des Kopftuchs lernen können.
ze.tt: Claude C. Kempen, was reizt Menschen an sogenannten Refugee- und Hijab-Pornos? Claude C. Kempen: Die muslimische Frau gilt in der deutschen Gesellschaft, in der anti-muslimischer Rassismus zum Alltag gehört, oft als prüde, devot und ungebildet. Sie wird von ihrem Bruder, Vater oder Ehemann unterdrückt. Ihr wird keine eigene Sexualität zugetraut, weil diese im angeblichen Widerspruch zu ihrer strengen Religiosität steht. (…) Muslimisch markierte Frauen sind in unterdrückten, dienenden Rollen zu sehen. Der Mann hat Sex mit der “Muslima”, kommentiert ihr Aussehen, erzählt, wie sie sich kennengelernt haben, oder gibt ihr Befehle, etwa dass sie sich bücken oder ihre Genitalien zeigen soll. Beliebt sind auch Plots, in denen die Frau aufgrund ihrer Keuschheit zunächst nicht will, aber dann doch vom Mann rumgekriegt wird. Das erinnert mich an Pornos, in denen hetero Männer mit vermeintlichen Lesben Sex haben. Da sehen wir auch diese Art “Umdrehungsfantasie”, dass die sich sträubende Frau zu der Erkenntnis kommen soll, nie etwas anderes gewollt zu haben als diesen Mann mit diesem Penis.