Bei Trumps erstem Auftritt seit der Niederlage wiederholt er den Vorwurf, die Wahl sei gestohlen worden. Außerdem attackiert er republikanische Parteifreunde. Die „Air Force One“ schwebt ein und kommt hinter der Tribüne auf dem Rollfeld zum Stehen. Zwei Kräne halten in Valdosta im Bundesstaat Georgia die riesige Nationalflagge im Wind. Tausende Anhänger jubeln in Erwartung an die „Siegeskundgebung“ von Donald Trump. Mit First Lady Melania an seiner Seite schreitet der US-Präsident zu patriotischen Klängen zum Podium. Seit vier Wochen ist klar, dass Trump die Wahl gegen Joe Biden verloren hat. Trump aber klammert sich an die Macht. (…) Der eigentliche Anlass für Trumps Besuch rückt immer wieder in den Hintergrund. Er ist nach Georgia gereist, um für die Wiederwahl von zwei Republikanern bei folgenreichen Stichwahlen in einem Monat zu kämpfen. Die Abstimmungen am 5. Januar entscheiden darüber, welche der beiden Parteien künftig den mächtigen US-Senat in Washington kontrolliert. (…) Schon vor seinem Auftritt erhöhte Trump den Druck auf seinen Parteikollegen. Wenige Stunden vor seiner Abreise soll Trump ihn angerufen haben, um ihm sein Beileid wegen eines Todesfalls in Kemps Umfeld auszusprechen. Doch US-Medien berichteten übereinstimmend, dass Trump das Telefonat für etwas anderes nutzte. Er soll Kemp aufgefordert haben, Abgeordnete im Parlament zu bewegen, das Wahlergebnis zu seinen Gunsten zu drehen. Dabei hatte ein Sprecher Kemps vor einigen Tagen bereits deutlich gemacht, dass sich der Gouverneur nicht in die Wahl einmischen dürfe. Trump behauptet erneut, er würde eine Niederlage hinnehmen, wenn sie Folge einer fairen Wahl wäre – und zwar als „sehr gnädiger Verlierer“. „Wenn ich verlieren würde, würde ich sagen, ich habe verloren und ich würde nach Florida gehen und es ruhig angehen lassen und ich würde herumgehen und sagen, dass ich einen guten Job gemacht habe. Aber man kann es niemals akzeptieren, wenn sie stehlen und manipulieren und rauben.“ Anwälte Trumps haben in sechs Bundesstaaten – Georgia, Michigan, Pennsylvania, Nevada, Arizona und Wisconsin – insgesamt Dutzende Klagen angestrengt, bislang ohne jeden Erfolg. Diese sechs Bundesstaaten haben ihre Ergebnisse inzwischen zertifiziert – demnach hat Biden dort gewonnen, in manchen Fällen knapp. Einige Klagen des Trump-Lagers sind noch offen.

via tagespiegel: Trumps surreales Theater in Georgia US-Präsident hält „Siegeskundgebung“ ab

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