Nura Habib Omer ist eine der bekanntesten Rapperinnen Deutschlands. Im DW-Interview spricht sie über ihr Leben, soziales Engagement und ihren Traumberuf. Viele ihrer Fans sind jung, weiblich und sehen in Nura so etwas wie ihre große Schwester. Auch, weil die 31-jährige Rapperin sich nicht nur als Vorbild für ihre Fans sieht, sondern engen Austausch und das Gespräch mit ihnen sucht. Das geht so weit, dass bei Auftritten von ihr ein Bett zum Kuscheln mit Fans aufgestellt wird. Bekannt wurde sie gemeinsam mit der Rapperin Juju als “SXTN” und polarisierenden Liedern wie “Fotzen im Club” oder “Deine Mutter”. Ihr erstes Solo-Album “Habibi” erschien 2019, soeben veröffentlichte sie ihre Autobiografie “Weißt du, was ich meine?”. DW: Nura, Sie haben im August Ihre Autobiografie “Weißt du, was ich meine?” veröffentlicht – mit gerade einmal 31 Jahren. Was wollen Sie mit dem Buch erreichen? Nura: Das Hauptziel war einfach, Leute zu motivieren, die vielleicht dasselbe Schicksal hatten wie ich, die vielleicht sogar auch im Heim leben. Denen zu zeigen: “Es ist machbar, du kannst es schaffen.” Das hätte ich zum Beispiel damals gebraucht. Ich wollte einfach nur wissen, ob es für mich irgendwie weitergeht. Man wird als Heimkind schnell abgestempelt, und die Leute verstehen deinen Struggle nicht. (…) Sie schreiben, dass Sie sich als Geflüchtete wie ein “Mensch zweiter Klasse” fühlten – bis heute haben Sie keinen deutschen Pass, sondern sind nur geduldet. Was macht das mit einem Menschen, wenn man sich immer wieder für seine Existenz rechtfertigen muss? Ich komme mir dabei ziemlich blöde vor, wenn ich den höchsten Steuersatz zahle, aber ich hier nicht mal wählen darf. Mein Geld ist gut genug, alles andere wollt Ihr nicht von mir haben. Im Buch erzählen sie von weiteren Hindernissen: die Ausländerbehörde, der Streit mit Ihrer Mutter, Erfahrungen mit Rassismus und Sexismus. Was hat das für Ihr Aufwachsen bedeutet? Es kommt mir vor, als würde ich seit 31 Jahren Rassismus und Sexismus studieren. Es ist normal gewesen, diese Sachen mit mir rumzuschleppen, es ist immer noch normal. Und ich hoffe, dass sich das bis zu meinem Tod verändert hat. Wirklich. Sie engagieren sich gegen Sexismus, für Feminismus und die LGBTQ-Community [Lesbian, Gay, Bisexual, Transgender, Queer]. Gleichzeitig wird der Rap-Szene immer wieder Sexismus, Homophobie oder Antisemitismus vorgeworfen. Wie passt das zusammen? Vieles von dem, was aktuell in den Charts ist und als Rap gilt, zählt für mich eher als Pop-Musik. Deutsch-Rap, so wie ich ihn kennengelernt habe, war eigentlich die Musikrichtung, die auf Missstände hingewiesen hat, mit der man so was am besten ausdrücken konnte. Schlagermusik ist nicht so, Popmusik auch nicht. Das ist Mainstream und massentauglich. Rap ist eine super Sprache, um damit politisch zu sein.

via deustche welle: Nura: “31 Jahre lang Sexismus und Rassismus studiert”

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