Ein gescheiterter Hammerskin baut in Westfalen ein Chapter der Allgäuer Skinhead-Kameradschaft „Voice of Anger“ auf. Die Behörden tappen im Dunkeln. Am 9. Oktober zogen rund 500 Rechtsradikale und Hooligans in einer als „Trauermarsch” angekündigten Demonstration durch Dortmund. Der Aufmarsch galt dem wenige Tage zuvor verstorbenen gut vernetzten Neonazi Siegfried „SS-Siggi“ Borchardt. Neben Szenegrößen wie Thorsten Heise und Christian Worch marschierten nicht nur etliche Mitglieder der „Borussenfront“ mit, sondern auch Teile von verbotenen neonazistischen Netzwerken, wie „Combat18“ (C18) oder „Blood&Honour“ (B&H) – unter anderem Stanley Röske, William Browning und Marco Gottschalk, Sänger der Rechtsrockband „Oidoxie“. Röske gilt laut der Rechercheplattform EXIF als Chef der deutschen C18-Sektion und Browning als Europa-Chef. Zudem vor Ort: Die Neonazi-Skinheadkameradschaft „Voice of Anger“ (VoA) aus dem Allgäu. Allerdings haben nicht alle „Voice of Anger“-Anhänger die rund 600 Kilometer lange Reise aus der südbayerischen Heimatregion der Gruppe angetreten, um „SS-Siggi“ zu gedenken. Einige der jungen Neonazis, die Aufnäher als „Prospects“, also Anwärter für die Mitgliedschaft bei „Voice of Anger“ ausweisen, sind Westfalen. Bereits Ende 2019 berichtete Allgäu rechtsaußen, dass die Neonazi-Kameradschaft in Hamm als Torsteher und Veranstalter von Konzerten mit Teilnehmenden aus dem Umfeld von B&H auftrat. Unter den westfälischen „Voice of Anger“-Anhängern ist immer wieder Jörn K. zu sehen. Der 1986 geborene Sauerländer Neonazi-Skin aus Neuenrade bei Iserlohn ist nach Recherchen von EXIF bereits in den 2000er Jahren als rechter Schläger aufgefallen und bewegte sich kurzzeitig im Kreis der „Oidoxie Streetfighting Crew“ – die Unterstützergruppe der Dortmunder „Combat 18“-Band „Oidoxie“. Bekanntheit erreichte er allerdings erst als Illustrator. Seine Zeichnungen „schmücken“ etliche CD-Cover diverser Rechtsrock-Bands und Fanzines, wie das „For the Love of Oi!“. In einem Interview mit dessen Herausgeber Andreas Moos bezeichnete er sich selbst als „Labelzeichner“ des Allgäuer Rechtsrock-Labels „Oldschool Records“, das eng an „Voice of Anger“ angebunden ist. Mit Gründung des Chapter „Westfalen“ 2014 tauchte Jörn K. laut EXIF auf einmal bei den Hammerskins auf. Von 2014 bis 2018 reiste er zu diversen internen Zusammenkünften der Bruderschaft, stattete den Hammerskins in ganz Deutschland persönliche Besuche ab und nahm an zentralen Events wie dem „Hammerfest“ 2016 in Frankreich oder noch im Oktober 2018 beim „Joe Rowan Memorial“ in Kirchheim teil, bei dem auch „Voice of Anger“ auffiel. Aufgrund der Zeitspanne und Häufung der Teilnahme an Treffen, müsse laut EXIF davon ausgegangen werden, dass K. Prospect war. Nachdem es bei den Hammerskins offenbar nicht geklappt hat, widmet sich K. nun wohl dem Aufbau eines Ablegers von „Voice of Anger“ in Westfalen.

via bnr: Voice of Anger expandiert nach Westfalen

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