Einst war Sinn-Féin der politische Arm der IRA. Nun hat die Partei an den Wahlurnen Erfolg – und denkt schon über die Regierungsbildung nach. „Es gibt kein Zwei-Parteien-System mehr in Irland“, sagte Mary Lou McDonald, die Präsidentin von Sinn Féin („Wir selbst“), am Sonntag nach der Wahl. Ihre Partei – ehemals politischer Flügel der inzwischen aufgelösten Irisch-Republikanischen Armee (IRA) – hat bei der Parlamentswahl am Samstag nach Auszählung aller Erststimmen fast 25 Prozent gewonnen, mehr als die beiden konservativen Parteien Fine Gael („Stamm der Gälen“) und Fianna Fáil („Soldaten des Schicksals“), die bisher die Regierung stets unter sich ausgemacht hatten. (…) 2009 wählte sie der Parteitag zur Vizepräsidentin von Sinn Féin, und zwei Jahre später ergatterte sie im dritten Anlauf einen Sitz als Abgeordnete im Dáil, dem irischen Parlament. 2018 löste sie Gerry Adams an der Spitze von Sinn Féin ab. Er hatte die Partei 34 Jahre lang geführt und war eine entscheidende Figur im nordirischen Friedensprozess, der ins Belfaster Abkommen vom Karfreitag 1998 mündete und der Krisenprovinz relativen Frieden beschert hat. Dort ist Sinn Féin bereits an der Regierung beteiligt. Ihre Antrittsrede als Parteipräsidentin beendete McDonald mit dem IRA-Slogan: „Tiocfaidh ár lá“ – unser Tag wird kommen. Jetzt ist er da.

via taz: Wahl in Irland und Sinn-Féin – McDonald feiert Revolution

siehe auch: Sinn Fein setzt auf Volksabstimmung über Vereinigung Irlands. Sinn Fein-Chefin Mary Lou McDonald zerstört Ende Januar symbolisch eine Mauer zwischen Nordirland und Irland. Der Nordirland-Konflikt geht Jahrhunderte zurück. Die Chefin der irischen Partei Sinn Fein sieht erstmals seit Generation eine Gelegenheit zur Wiedervereinigung – ungeachtet des Brexits. Inmitten der Brexit-Diskussion sieht die irische Partei Sinn Fein gute Chancen für eine Volksabstimmung über eine Vereinigung des EU-Mitglieds Irland mit Nordirland, das zu Großbritannien gehört. Die Parteichefin May Lou McDonald sagte am Samstag auf einer Kundgebung in Dublin, nun gebe es erstmals seit Generationen eine historische Gelegenheit zu einer Vereinigung – ungeachtet des Brexits. „Nun ist die Zeit.“ Sie erinnerte daran, dass die nordirische Bevölkerung nicht für den Brexit gestimmt habe, und erst recht nicht für eine harte Grenze zu Irland. Dieses Votum sei aber von der britischen Regierung in London ignoriert worden, die sich um die Menschen vor Ort nicht kümmere. Sinn Fein ist als Partei auf beiden Seiten der Grenze aktiv.

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