Eine Recherche enthüllt Details zum Geheimtreffen in Potsdam – und die AfD reagiert mit Skandalumkehr. Durch systematischen Einsatz von Desinformation schafft sie eine Gegenrealität. Gelernt hat sie bei Trump und nicht zuletzt bei Kremlchef Putin. Was die Führungsriege der AfD gerade veranstaltet, könnte ein Lehrstück in Sachen Skandalumkehr sein, hätte es den Effekt, dass die Angesprochenen am Ende klüger sind. Nur ist ihre Desinformationsstrategie extrem erfolgreich. „Wie kann man von den weiterhin stattfindenden Massenprotesten gegen die Ampelregierung ablenken?“, heißt es auf dem Facebook-Auftritt der Partei. „Ganz einfach: Man konstruiert einen Skandal und mobilisiert eigene Kostenträger, die dann als Mitte der Gesellschaft auftreten. Linksextreme Antifa, Blockparteienorganisationen, Verbände – sie alle werden zurzeit auf die Straße getrommelt, um ge­gen die Opposition zu demonstrieren.“ Vergleichbare Töne schlagen AfD-Politiker auf der Plattform X, Youtube und Tiktok an. Der Post wurde abgesetzt, nachdem Hunderttausende Menschen auf die Straße gingen – aber nicht etwa gegen die Ampel, wie es dort heißt, sondern gegen Rechtsextremismus im Allgemeinen und die AfD im Besonderen. Auslöser der Proteste war die Recherche von Correctiv, der zufolge AfD-Politiker sich mit anderen Akteuren des rechten bis rechtsextremen Milieus in Potsdam getroffen hatten, um unter anderem über die Vertreibung von Menschen mit Migrationshintergrund zu sprechen. Nach einer neuen Recherche von NDR, WDR und SZ war die AfD noch stärker in das Treffen involviert als bislang angenommen. Arne Friedrich Mörig, Sohn des rechtsextremen Gernot Mörig, Veranstalter des Treffens, wurde den Recherchen zufolge direkt aus Mitteln des AfD-Bundesvorstands bezahlt. Mörig soll bei dem Potsdamer Treffen einen Vortrag über die Gründung einer neurechten Social-Media-Agentur gehalten haben – und zuvor zuständig für die Social Media des AfD-Bundesvorstands gewesen sein. Auf den Kanälen der AfD und ihrer Entourage ist das Potsdamer Treffen keinesfalls der Skandal. Parteichefin Alice Weidel ließ bereits kurz nach den Enthüllungen wissen, dass es sich eigentlich um ei­nen Medienskandal handele. Dieses Nar­rativ wird, seit die Recherche in der Welt ist, mit Tausenden Posts gepusht. Auch zur Generaldebatte am Mittwoch im Bundestag verteidigte Weidel diese Verkehrung: Sie spricht von der „Hilfsstasi Correctiv“, die „unglaubliche Lügen, Verleumdung und übelste Nachrede“ verbreite. In dem zitierten Facebook-Post geht es wie folgt weiter: „Der angebliche Stein des Anstoßes war ein privates Abendessen in Potsdam, das schon Wochen zurückliegt: stasihaft ausgespäht von regierungsfinanzierten Kombattanten, aber für den Fall der Fälle offenbar erst mal in die Schublade gelegt.“

via faz: PROPAGANDASTRATEGIE DER PARTEI : Die AfD und die Methode Putin

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