Am Wochenende lieferte sich ein Mann in Vieritz mehrere Schusswechsel mit der Polizei. Nun ist er tot – und viele Fragen ungeklärt. Er hielt das 300-Einwohner-Dorf Vieritz am Wochenende in Atem: Ein bewaffneter Mann verschanzte sich am Freitag in seinem Haus und löste in der brandenburgischen Gemeinde Milower Land – rund 100 Kilometer westlich von Berlin – einen Großeinsatz aus, der erst nach über 34 Stunden und mit dem Tod des Verdächtigen endete. Was war der Grund für die Eskalation? Wie starb der Mann? Woher hatte er die Waffen? Viele Fragen sind noch offen, die Ermittlungen laufen. (…) Am Freitagnachmittag klopfte die Polizei an der Tür des später Verstorbenen, um einen Gerichtsbeschluss zu vollstrecken und ein Kind im Haus des Mannes dem Jugendamt zu übergeben. Wegen möglicher Kindeswohlgefährdung waren Spezialeinheiten der Polizei beteiligt. Neben dem Verdächtigen hielten sich die Mutter des Kindes und ein weiterer Mann im Haus auf – nach übereinstimmenden Medienberichten soll es sich um dessen Bruder und seine Frau gehandelt haben. Die Staatsanwaltschaft machte indes keine Angaben zum Verhältnis der im Haus Anwesenden. Detonation und Schüsse aus der Maschinenpistole Am Freitagabend gelang es den Einsatzkräften zunächst, einen der beiden Männer zu überwältigen, als dieser bewaffnet vor die Tür des Hauses trat. Er wurde verhaftet und in die JVA Wriezen gebracht, wie Polizei und Staatsanwaltschaft in einer gemeinsamen Mitteilung erklärten. „Der Mann sitzt wegen Verdachts des Verstoßes gegen das Betäubungsmittelgesetz und dem Mitsichführen gefährlicher Gegenstände in Untersuchungshaft“, bestätigte Staatsanwalt-Sprecher Neuling am Montag. Es sei Cannabis bei ihm gefunden worden, dessen Wirkstoffgehalt nun ermittelt werde. In der Nacht zu Sonnabend konnten dann auch Mutter und Kind das Haus verlassen. Das Kind wurde dem Jugendamt übergeben. Doch ein Mann hielt sich mit Waffen weiter im Haus auf, der laut Polizei mehrfach auf die Einsatzkräfte schoss. Aufseiten der Beamtinnen und Beamten sei niemand verletzt worden. Wie der rbb berichtete, wurde versucht, Kontakt zu dem Mann aufzunehmen. Gegen Mittag habe es eine Detonation gegeben. Ein erster Stürmungsversuch am Sonnabendnachmittag blieb ergebnislos, nachdem der Mann im Haus Schüsse aus einer Maschinenpistole abgefeuert habe.
via morgenpost: War der Maschinenpistolen-Schütze von Vieritz Reichsbürger?
siehe auch: SEK-Einsatz in Vieritz: Der tote Schütze, sein radikalisierter Bruder und Reichsbürger-Theorien. Russische Propaganda, Besatzungs-Phantasien und Waffen: Mindestens einer der Brüder, die sich bewaffnet in Vieritz verschanzt hatten, hing Verschwörungsmythen an – ein Blick in seine Social-Media-Profile. Nach dem 35 Stunden dauernden Polizeieinsatz im havelländischen Vieritz (Milower Land) werden die ideologischen Umrisse der beiden Brüder erkennbar, die sich in ihrem Haus mit scharfen Waffen verschanzt hatten – es waren auch Schüsse gefallen. Während über Wolfgang W., der am Ende tot auf dem Dachboden gefunden wurde, wenig im Internet zu finden ist, hat sein Bruder Eugen W. sich auf Social-Media-Kanälen in den vergangenen Wochen immer radikaler gezeigt. Eugen W. wurde, wie berichtet, wegen Drogenhandels (Cannabis) und Waffenbesitzes verhaftet – er sitzt derzeit in der Justizvollzugsanstalt Wriezen. Auf der Facebook-Seite von Eugen W. finden sich vielfache Hinweise auf Verschwörungserzählungen und prorussische Propaganda. So hat der junge Mann, der sich mit fusseligem Rasputin-Bart und in einem T-Shirt mit dem Aufdruck „Russian Athlete“ präsentiert, einschlägige Instagram-Posts gepostet. Darin ist zu lesen: „Jeder, der Steuern zahlt, finanziert NATO/Nazi-Krieg“. Vieritz: Der verhaftete Bruder teilte Reichsbürger-Thesen Offensichtlich hält Eugen W. Deutschland immer noch für besetztes Gebiet (und zwar seit Kriegsende 1945), wie aus Screenshots von Chatverläufen herauszulesen ist. So schrieb Eugen W. am 23. Oktober offenbar an den offiziellen Instagram-Account der Bundeswehr: „Haltet Eid ein und befreit endlich Vaterland in Grenzen 1945 (…) von Nato Besatzung.“ Dabei handelt es sich um eine klassische Reichsbürger-Behauptung. Die Bundesrepublik erlangte tatsächlich ihre Souveränität 1955 in den Pariser Verträgen wieder. Auffällig ist: Alle Einträge auf den Facebook- und Instagram-Accounts von Eugen W. sind erst kürzlich geteilt worden – ab dem 14. Oktober 2023.