Thüringens Verfassungsschutzchef Kramer ist bekannt für Provokationen. Nach einer umstrittenen Aussage stellt der Thüringer AfD-Chef Höcke nun Strafanzeige. Gegenüber der F.A.Z. rechtfertigt Kramer seine Wortwahl. Nach der Wahl des ersten AfD-Landrats in Deutschland hat der Präsident des Thüringer Verfassungsschutzes, Stephan Kramer, seine Einschätzung verteidigt, dass es in der Bundesrepublik „ungefähr 20 Prozent braunen Bodensatz“ gebe. „Die Aussage ist zugegeben provokant und pointiert, aber so war sie auch gemeint“, sagte Kramer der F.A.Z. Er habe damit auch gegen ihn gerichteten Anfeindungen durch die AfD in den Wochen des Wahlkampfs etwas entgegensetzen wollen. Das bedeute nicht, dass er ein Fünftel der Deutschen für Neonazis halte, aber Chauvinismus, Antisemitismus sowie autoritäre Einstellungen nähmen in der Bundesrepublik zu. Er verwies unter anderem auf die Leipziger Autoritarismus-Studie vom vergangenen Jahr, wonach sich rechtsextremistische Milieus in Deutschland verfestigen. Stefan Locke Korrespondent für Sachsen und Thüringen mit Sitz in Dresden. Folgen „Jenseits der klassischen Definition für Rechtsextremismus ist ein größerer Teil der Bevölkerung als wir denken auf problematischen Wegen unterwegs“, sagte Kramer. „Mir geht es darum, einen Trend zu beschreiben.“ Im Sender „NDR Info“ hatte Kramer am Mittwoch den Sieg des AfD-Kandidaten in der Stichwahl als „Alarmsignal“ bezeichnet. Seine Behörde hatte die Thüringer AfD und ihren Vorsitzenden Björn Höcke bereits vor zwei Jahren als erwiesen rechtsextremistisch eingestuft. Aber man müsse zwischen den Wählern und den Mitgliedern der Partei unterscheiden, sagte Kramer. Die Mitglieder, auch der neue Landrat Robert Sesselmann, wüssten, wofür ihre Partei stehe und seien daher Rechtsextremisten. Bei den Wählern sehe er dagegen „eine bunte Mischung aus Wut, Frust, Enttäuschung und Angst“, aber auch „positive Resonanzböden für völkische Politik und Rechtsextremismus“.
via faz: THÜRINGER VERFASSUNGSSCHUTZ : Kramer verteidigt „20 Prozent brauner Bodensatz“-Aussage