Bei der Großdemonstration von “Querdenkern” vor gut einem Jahr in Kassel attackierten Demonstranten einen Ortsvorsteher mit Pfefferspray. Die Ermittlungen verliefen zunächst im Sand. Nun kommt Bewegung in den Fall. Im Fokus stehen zwei junge Männer, die offenbar Verbindung zur AfD haben. (…) Mehr als eineinhalb Jahre später ist das Geschehen strafrechtlich immer noch nicht vollständig aufgearbeitet, wie der Fall von Ali Timtik zeigt: Er ist Ortsvorsteher im Kasseler Norden und sitzt als Parteiloser für die Linken im Stadtparlament. Er war an dem Tag bei einer Gegenaktion in der Innenstadt – und landete am Ende im Krankenhaus. Mehrere Stunden seien seine Augen nach einer Pfefferspray-Attacke behandelt worden, erzählt er. Noch tagelang habe er Schmerzen gehabt. (…) Eigentlich habe er nur helfen wollen, sagt Timtik: “Querdenker” hätten zwei Frauen beleidigt und geschubst, die rassistische Aufkleber vom Obelisken an der Treppenstraße entfernen wollten, sagt Timtik. Der 16 Meter hohe Obelisk in der Innenstadt ist ein documenta-Kunstwerk, auf verschiedenen Sprachen steht dort die christliche Botschaft eingraviert: “Ich war ein Fremdling und ihr habt mich beherbergt”. Die AfD hatte den Ankauf des Kunstwerks durch die Stadt 2017 verhindern wollen. Timtik sagt, er sei dazwischen gegangen, es habe ein Gerangel gegeben. Von den “Querdenkern” seien sinngemäß Sprüche gefallen wie “Geh weg, wir sind Deutsche – wir können machen was wir wollen!” Zwei Männer hätten sich dabei besonders aufgespielt, dann habe einer der beiden ihm Pfefferspray in die Augen gesprüht. Wer die beiden Männer waren, von denen Timtik angegriffen wurde, war den Behörden zunächst unklar – die Ermittlungen liefen ins Leere. Timtik will die beiden allerdings auf Fotos von dem Tag erkannt haben. Dann veröffentlichte eine Antifagruppe vor einigen Wochen die Namen der Männer auf ihrer Internetseite. Familie des Tatverdächtigen fühlt sich bedroht Seitdem laufen nun Ermittlungen gegen einen 17-Jährigen aus Hessen und einen 18 Jahre alten Mann, der aus Niedersachsen stammen soll, bestätigte die Kasseler Staatsanwaltschaft dem hr (…) Die Frage, ob ihr Sohn in der AfD oder deren Jugendorganisation Junge Alternative (JA) aktiv ist, wollte die Mutter von L. dem hr nicht beantworten. Von L. gibt es allerdings Bilder im Internet, die ihn bei Aktionen der Jungen Alternative und beim Wahlkampf für die AfD in Nordhessen zeigen. Ein Landessprecher der AfD sagte, dass der Tatverdächtige nicht Mitglied der Partei sei. Auch von dem zweiten Tatverdächtigen liegen dem hr Fotos vor, die ihn bei einer AfD-Aktion und auf dem niedersächsischen Landesparteitag der AfD Ende Mai zeigen sollen.
via hessenschau: Pfefferspray-Attacke gegen Ortsvorsteher Ermittlungen gegen AfD-Sympathisanten nach Übergriff bei “Querdenker”-Demo