Vor zwei Jahren wurden drei Männer aus Guinea vor einem Neonazi-Treff angegriffen und teils lebensgefährlich verletzt. Am Mittwoch startete der Prozess gegen zehn Angeklagte. Eigentlich sollte der Prozess bereits Ende Januar 2022 stattfinden, doch weil das Justizministerium keinen geeignet großen Verhandlungssaal fand, wurde der Prozessbeginn auf den 30. November 2022 verschoben. Am Mittwochmorgen sammeln sich die Angeklagten und ihre Unterstützer*innen vor dem Landgericht Erfurt, die Sicherheitsvorkehrungen wurden verschärft. Bis alle Angeklagten im Gerichtssaal versammelt sind und die Anklage verlesen wird, vergehen nochmal zwei Stunden, einer der mutmaßlichen Schläger hatte den Prozesstag offenbar verschlafen. Die Staatsanwaltschaft wirft den Angeklagten zweimal gemeinschaftlich begangene schwere Körperverletzung vor und einmal den Versuch. Sie sollen die drei jungen Männer erst beleidigt und später attackiert haben. Ein Angeklagter behauptet, dass er zuvor von den Betroffenen angegriffen worden sei. Seine Erinnerungen bleiben jedoch im Prozess äußerst lückenhaft. Zudem sind zwei Angeklagte noch zusätzlich wegen Volksverhetzung in anderen Fällen angeklagt. Konkret geht es vor Gericht um die Nacht vom 31. Juli auf den 1. August 2020, in der drei Männer aus Guinea im Erfurter Stadtteil Herrenberg brutal angegriffen und schwer verletzt wurden. Einer von ihnen schwebte kurzzeitig in Lebensgefahr.

via belltower news: Neonazi-Angriff in Erfurt PROZESS GEGEN ZEHN TATVERDÄCHTIGE GESTARTET

siehe auch: Landgericht Erfurt verhandelt Überfall auf Männer aus Guinea. Im Sommer 2020 sollen am Erfurter Herrenberg einschlägig bekannte Rechtsextreme drei Männer aus Guinea angegriffen und zwei von ihnen schwer verletzt haben. Zum Prozessauftakt erhob einer der Angeklagten Vorwürfe gegen die Opfer. Der Richter und eine Staatsanwältin äußerten Zweifel an dieser Darstellung. (…) Zum Prozessauftakt am Mittwoch erhob einer der Angeklagten Vorwürfe gegen die Opfer. Er gab an, dass ihn mindestens zwei Opfer zuerst attackiert hätten. Der Vorsitzende Richter und eine Staatsanwältin äußerten Zweifel an Details dieser Darstellung. Der Angeklagte sagte, dass er eines der drei Opfer als angeblichen Ladendieb erkannt habe. Er habe sich nicht wehren können, unter anderem weil er an dem Abend sehr betrunken gewesen sei. Der Vorsitzende Richter sagte, ihm sei unklar, wie der Angeklagte den Mann eindeutig erkannt haben wolle, wenn er damals so viel Alkohol konsumiert habe, wie er selbst sage. Eine Staatsanwältin äußerte sich ähnlich. Angeklagte als Rechtsextremisten bekannt Die Tat soll sich 2020 am Vereinshaus der rechtsextremen Gruppe “Neue Stärke Erfurt” ereignet haben. Nach dem Überfall flüchtete die Bande, wurde aber kurz darauf von der Polizei gestellt. Die meisten der mutmaßlichen Schläger sind bei den Sicherheitsbehörden als rechtsextremistisch bekannt. Der Übergriff hatte damals bundesweites Entsetzen ausgelöst.